Vom notwendigen Wandel
„Die Große Transformation beschreibt einen massiven
ökologischen, technologischen, ökonomischen, institutionellen
und kulturellen Umbruchprozess zu Beginn des 21. Jahrhunderts.“
Uwe Schneidewind in
„Die Große Transformation – Eine Einführung in die Kunst
des gesellschaftlichen Wandels“
Ich fürchte, dass die folgenden Gedanken vielen Menschen Angst machen werden. Aber wir kommen nicht darum herum, sie zu denken, zu fühlen, zu spüren und in die Tat umzusetzen. Bobby Langer
Von unserem Verhalten in den nächsten Jahrzehnten hängt die Zukunft des planetaren Ökosystems ab. Was ansteht, ist der Schritt aus der Pubertät der Menschheit hin zu ihrem Erwachsenwerden: der Große Wandel. Der pubertäre Mensch denkt an sich, der erwachsen werdende Mensch übernimmt Verantwortung für die Weltgemeinschaft aller Lebewesen und für den Planeten. Und er weiß um sein Eingebettetsein.
Wir alle, weltweit, brauchen ein neues Paradigma für die westliche, technisch-industrielle Zivilisation, die den meisten Entwicklungs- und Schwellenländern unheilvollerweise als erstrebenswertes Vorbild dient. Ein neues Paradigma bedeutet und umfasst tatsächlich den Wandel ALLER gesellschaftlicher Strukturen und Ebenen. Nur wenn diese Transformation gezielt eingeleitet und innerhalb der nächsten 30 Jahre umgesetzt wird, werden wir diesen Planeten noch lange bewohnen dürfen.
Die Größe der Aufgabe ist enorm und beispiellos, aber nicht unmöglich – beispiellos, weil sie nur gelingen kann, wenn äußerer und innerer Wandel Hand in Hand gehen. Die notwendige „Große Transformation“ (Zitat Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) umfasst deshalb alle sozialen, kulturellen, ökologischen und wirtschaftlichen Ebenen ebenso wie die mentalen, psychologischen und spirituellen. Diese Transformation wird gleichermaßen integral wie holistisch sein müssen.
Was diesem Großen Wandel entgegensteht, ist die weitverbreitete Hoffnungslosigkeit beim Blick auf die Zukunft der Menschheit, eine Art landesweite oder gar weltweite kulturelle Depression, die den Menschen Handlungsunfähigkeit vorgaukelt. Diese Hoffnungslosigkeit spielt den herrschen Mächten in die Hände. Und sie erzeugt nicht nur auf der persönlichen Ebene den fehlenden Respekt vor der Fülle und Schönheit der Erde und des Lebens, sondern auch einen existenziellen Zynismus: Solange wir noch etwas mehr Genuss und Konsum herausholen können, ist alles andere egal. Damit spielt die Hoffnungslosigkeit direkt in die Hände von Konzernen, die Konsum als Lebenssinn-Ersatz verkaufen, mit anderen Worten: Hoffnungslosigkeit bzw. kulturelle Depression fungieren als Katalysatoren des Untergangs.
Zum Großen Wandel gehört deshalb ein existenzieller Optimismus,
der sich äußerlich
- aus einer evolutionären Sicht der Dinge ziehen lässt: Wir werden erwachsen
- aus einer kommunikativen Weltperspektive: Mit dem Internet kann erstmals ein Menschheitsbewusstsein entstehen
- aus der Idee einer planetaren Geburt speist: Diese geschieht unter Schmerzen, wird aber eine neue Menschheit entbinden
und der sich innerlich speist
- aus der Bereitschaft, den Planeten Erde als übergeordnetes System zu akzeptieren und diesem zu dienen
- aus einem kaum angetasteten Reservoir von Einsatzbereitschaft in uns selbst
- aus unserer Liebesfähigkeit und Empathie mit allem Leben
- aus der menschentypischen Fähigkeit, sich zusammenzuschließen und gemeinsam etwas Großes zu schaffen
Die Werkzeuge des Großen Wandels sind
- die Bereitschaft zu einem radikalen Dialog mit unseren Mitmenschen und unserer Mitwelt; radikal beim Zuhören und radikal bei der Offenbarung unseres Inneren
- das generelle Interesse an dem noch Ungedachten, Neuen, Unerhörten
- die Offenheit für den Zwischenraum, der entstehen kann, wenn wir die Grenzen mentaler und emotionaler Denk-, Reaktions- und Fühlmuster aufmachen und der Intuition Einlass gewähren
- eine radikale Flexibilität; das heißt: an jedem Tag und in jeder Begegnung Neues, Unbekanntes und Erstaunliches ebenso zuzulassen wie die dunklen Seiten in uns anzuerkennen
- eine radikale Integrität; das bedeutet die allgegenwärtige Frage: Dienen mein Denken, Sprechen und Tun dem Wohl des Planeten, wenigstens aber meiner Mitwelt
- die Bereitschaft, die vielbeschworene Liebe auf allen inneren und äußeren Ebenen endlich zum Motor unseres Handels zu machen
„Der Tag wird kommen, wo wir nach der Nutzung
des Äthers, der Winde, der Gezeiten und der Gravitation
für Gott die Energien der Liebe nutzbar machen werden.
Und an diesem Tag wird der Mensch zum zweiten Mal
in der Weltgeschichte das Feuer entdecken.“
Teilhard de Chardin
Bobby Langer
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!