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An meine Herzensbrüder und Herzensschwestern von: Martina Reutter – Mystikerin Dipl.-Finanzwirtin (FH) Auszeithaus & Wahlfamilien In meinen Augen können wir unsere Potentiale erst dann wirklich entfalten, wenn wir uns getragen […]

Interview mit Bobby Langer im SOL-Magazin 1/2023:

Nur so ist die Transformation unserer Gesellschaft zu einer nachhaltigen möglich, meint Bobby Langer im Interview. Von Mario Sedlak

Bobby Langer arbeitet von Würzburg aus unermüdlich am Wandel. Sein Hauptwerkzeug ist die von ihm mitgegründete Website www.oekoligenta.de.

SOL: „Ökoligenta“ ist die Nachfolge von „intelligenter“?

Bobby Langer: Das ist ein Begriff aus dem Roman Jamilanda von Alander Baltosée, in dem detailliert dargelegt wird, wie eine sozial-ökologische Gesellschaft aussehen könnte. Mit „Ökoligenz“ ist ein Bewusstsein gemeint, das ökologisch wertvoll und kulturell intelligent handelt. Emotionale und rationale Intelligenz werden mit der Intelligenz natürlicher Kreisläufe verbunden. Das ist eine neue Eigenschaft, die der Mensch braucht.

Also wir brauchen einen neuen Menschen?

Nicht einen neuen, sondern einen „erweiterten“ Menschen, der sich seines Eingebettetseins in die großen natürlichen Zusammenhänge bewusst ist und die auch immer mitdenkt.

Wie hat die Ökoligenta-Plattform begonnen?

Vor 4 Jahren ist sie entstanden. Ursprünglich wollten Freunde und ich eine Umweltmesse zur Vernetzung der sozial-ökologischen Bewegungen machen. Leider ist das grandios an Sachzwängen gescheitert. Aber der Gedanke der Zusammensicht der verschiedenen Aspekte der sozial-ökologischen Transformation war da, und daraus haben wir die Seite Ökoligenta gebaut.

Wie habt ihr euch gefunden?

Ich bin seit 1976 in der Umweltbewegung aktiv und habe da 1001 Kontakte. Ungefähr 15 Leute konnte ich für die Idee, Ökoligenta zu gründen, begeistern.

Und heute?

Aktuell sind wir zu sechst. Teamverstärkung wäre dringend gewünscht. Bei vielen Leuten lässt das Engagement erheblich nach, sobald es in Arbeit ausartet.

Einmal im Monat schicken wir einen Wandel-Newsletter. Das sind 30-40 Stunden Arbeit pro Monat. Wir achten darauf, dass in dem Newsletter keine Negativinformationen sind, sondern wirklich nur Aspekte, die zum Wandel beitragen. Über das, was nicht geht, wird ohnehin sehr viel berichtet.

Der Wandel-Newsletter geht auch als Presseaussendung an rund 1000 Redaktionen in Deutschland. Dafür zahle ich 2400 € im Jahr. Da geht’s darum, den Leuten Material an die Hand zu liefern, an das sie sonst häufig gar nicht kommen.

Was wollt ihr erreichen? Was sind eure Erfolge?

Wir wollen die verschiedenen „Blasen“ innerhalb der Transformationsbewegung überbrücken, d. h. die Leute vernetzen und damit den Wandel beschleunigen. Wir haben 350 Organisationen aufgelistet. Oft sage ich Leuten: „Schau in die Liste, da gibt’s noch die und die Organisation!“ In 50 % der Fälle wissen die Leute nicht, dass es noch eine andere Organisation gibt, die das Gleiche macht wie sie selber.

Eine große Kluft gibt es nach wie vor z. B. zwischen Linken und Naturschützern, die einander verachten, obwohl beide eigentlich das Gleiche wollen. Beide haben viel mehr Gemeinsamkeiten, als sie denken.

Ein interessanter Aspekt aus der gewaltfreien Kommunikation ist, dass man in dem Augenblick, wo man ganz bestimmte feste Positionen einnimmt, bereits beginnt, eine Gewaltposition aufzubauen. In der Natur und im gesamten Kosmos gibt’s nie feste Positionen, sondern alles befindet sich in einem ständigen Wandel. Es ist eine jugendliche Form des Denkens, wo man gerne Dinge verabsolutiert, weil man jetzt „weiß“, was die Wahrheit ist. Auch wenn Windräder heute gut sind, könnte es in 5 Jahren was Besseres geben.

Wir dürfen die Leute nicht verschrecken. Dann können wir die kritische Masse erreichen, und die sozial-ökologische Transformation kommt ins Rollen. Man sagt, dass dafür schon 5 % ausreichend wären.

Die Himmel sind weit
und weniger fern, als wir dachten.
Es gibt ein Über-den-Wolken
in uns auch,
nicht nur die Dunkelheit und die Blendgranaten,
sondern tausend Lichter am Ende der Tunnel;
die Hoffnung, die uns, und sei sie noch so klein,
für einander am Leben hält und
uns in einem Lächeln verbindet,
in einem heimlichen, verstohlenen,
revolutionären Lächeln.

Nun lasst uns also die Hände ergreifen,
die dargebotenen, die ausgestreckten,
die hilfesuchenden auch.
Nun seht, dass die Tage länger werden
und nicht von Dauer sind Krieg und Verderben.
Die Bleikammern der Herzen sind überwindbar
und die Birken vor Birkenau grünen
wider alles Erwarten.

Bobby Langer

 

Anders zusammen leben

Wie wollen wir leben? Wie kommen wir miteinander klar, wie viel Platz brauchen wir, wie viel Zeug brauchen wir? Und was hat das damit zu tun, wie das mit dem Klima, mit der Natur, mit der Erde und mit uns weitergeht? Schon interessante Fragen. Immer mehr Menschen fragen sich das gerade. Einige sehen die Lösung in einem Leben in Gemeinschaft.

–> zu Asras Beitrag

–> Asras Beitrag als Video

Nein, diese Überschrift, so sehr sie einer ähnelt, ist keine. Sie fasst nichts zusammen, liefert allenfalls Stichworte, wirkt „nach unten“ in den Text hinein, und der Text klimmt nach oben und keimt in den drei Lücken zwischen den Worten und den dreißig Buchstaben. Die Kommata und später die Punkte sind Pflanzlöcher, größere Verschnaufpausen, durch die hindurch – wie durch die kleinen Lücken – Sinn entsteht und wieder verraucht.

Wohin?

Seit einer geraumen Weile denkt es in mir über die neue Ontologie nach, die wir so dringend brauchen, keinen Paradigmenwechsel, der sich so leicht dahinsagen und einfordern lässt, sondern tatsächlich ein neues Verständnis für das Wesen des Seins und, sich daraus entwickelnd, einen anderen Umgang mit unserer Mitwelt, der sich so sehr von allem Bisherigen unterscheidet wie Traumwelt von Alltagswelt, eine neue, geistige Weltordnung.

Es geht also um nichts weniger als um einen Ontologiewechsel. Ein paar Sätze zum Ausgangspunkt, nein zur Ausgangsebene, die so selbstverständlich unser tägliches Sein bestimmt, dass es schwerfällt, sie sprachlich fassend der bewussten Wahrnehmung zuzuführen: Wir schlafen ein und erwachen, schlafen ein und erwachen, unser ganzes Leben lang. Dieser Rhythmus unserer geistigen Bewegung verläuft Tag für Tag in eine Richtung: von der Traumwelt zur Wirklichkeit bzw. zu dem, was wir so nennen. Im abgrenzenden Begriff der Wirklichkeit spiegelt sich eine unüberhörbare Überheblichkeit gegenüber der Traumwelt, der ich nicht folgen möchte. Ich werde die beiden Wirklichkeiten deshalb im Folgenden entweder einfach Nacht und Tag oder Traumwirklichkeit und Standardwirklichkeit nennen.

Dieser Richtungsverlauf von der Nacht zum Tag durchzieht unsere komplette Weltanschauung. Wie wir der Traumwirklichkeit entkommen wollen, so sollen wir der Kindheit entrinnen, den Idealen der Jugend, den romantischen Gefühlen und einem anarchischen Weltwahrnehmung. Ziel ist eine vorgestellte „höhere Plattform“ der Standardwirklichkeit, von der herab wir auf die Welt schauen: erwachsen, objektiv, wissenschaftlich, nüchtern, diszipliniert und eingeordnet in eine logisch erklärbare, durchstrukturierte Welt, die Emotion, Gefühl und Intuition lediglich einen Unterhaltungswert zuweist. Weg also von der Nacht, hin zum Tag, zu gedanklicher Klarheit und patriarchaler Würde.
Und doch ist diese Ausrichtung unserer lebenslangen, inneren Orientierung schon bei einem oberflächlichen Blick irreführend. Denn wir kommen nicht aus dem Tag und wir enden nicht im Tag, sondern in der Nacht bzw. einer zeitlosen Traumwirklichkeit, der wir anfangs entstiegen sind.

Was würde nun bedeuten, wenn wir vom Tag zur Nacht hin lebten, wenn nicht eine turmhohe Ratio das Ziel unserer täglichen, inneren Ausrichtung wäre, sondern zeitentiefe Intuition; wenn wir den allbestimmenden Zeitpfeil in Frage stellten, wenn wir uns innerlich nicht bewegten wie ein technikgetriebenes Schiff auf den jeweils nächsten Hafen zu, sondern wie das allgetriebene Meer und seine Gezeiten? Was würde das bedeuten hinsichtlich der großen Komplexe Arbeit, Bildung, Erziehung, Gewalt, Industrie, Justiz, Mann/Frau, Mitwelt, Sexualität, Sprache, Werte und Wirtschaft?

Und als letzte große Frage: Was machte es mit unserer Vorstellung des Heiligen? Auf jeden Fall würde es aus den konfessionellen Katakomben an die frische Luft geholt. Würde es am Ende bedeuten, das Ziel allen Denkens und Handelns wäre ein heiliges Leben, die in den Alltag übersetzte Ultima Intuitio?

Wie doch Daniel Christian Wahls Satz: “Wir müssen die kulturellen Narrative, die unsere vorherrschende Weltsicht und damit auch unser Handeln prägen, überdenken” auch gerade jetzt stimmt. Seinen höchst lesenswerten Aufsatz haben wir ins Deutsche übersetzt.

Neues Lernen

Von Daniel Christian Wahl

„Bildung … ist das Mittel, mit dem Männer und Frauen sich kritisch und kreativ mit der Realität auseinandersetzen und entdecken, wie sie an der Veränderung ihrer Welt teilnehmen können.“  Paulo Freire

Eine Reihe konvergierender Krisen macht nun eine grundlegende Veränderung des menschlichen Einflusses auf die Erde notwendig – ja sogar dringend erforderlich – und zwar von einem überwiegend ausbeuterischen, zerstörerischen und degenerativen zu einem wiederherstellenden, heilenden und regenerativen Verhalten.

Der Klimawandel, der Verlust der biologischen Vielfalt und das obszöne Ausmaß an Ungleichheit sind nur Symptome der zugrunde liegenden Ursachen. Um sie wirksam zu bekämpfen, müssen wir flussaufwärts gehen. Wir müssen uns nicht nur genauer ansehen, was wir wissen, sondern auch, wie wir es wissen. Wir müssen die kulturellen Narrative, die unsere vorherrschende Weltsicht und damit auch unser Handeln prägen, überdenken.

In seinem Buch „The Turning Point“, das vor über 30 Jahren veröffentlicht wurde, nannte Fritjof Capra die Ursache dieser konvergierenden Krisen „eine Krise der Wahrnehmung“. Einer von Capras Mentoren, Gregory Bateson, formulierte es so: „Die großen Probleme in der Welt sind das Ergebnis des Unterschieds zwischen der Art und Weise, wie die Natur funktioniert, und der Art und Weise, wie die Menschen denken“, und fügte hinzu: „Es gibt Zeiten, in denen ich mich selbst dabei ertappe, zu glauben, dass es etwas gibt, das von etwas anderem getrennt ist.“

In dieser Zeit des Übergangs sind wir – wie Joanna Macy vorschlug – in eine doppelte Rolle berufen, nämlich sowohl Sterbebegleiter eines obsoleten Systems („die industrielle Wachstumsgesellschaft“) als auch Hebammen für etwas Neues zu sein: vielfältige regenerative Kulturen überall („die lebenserhaltende Gesellschaft“). In dieser Zeit des Übergangs muss die Bildung Menschen aller Altersgruppen zu drei Dingen befähigen:

i) sich an „Halteaktionen“ zu beteiligen, die den anhaltenden Schaden des zerstörerischen und ausbeuterischen Systems, von dem wir uns entfernen, verringern und/oder stoppen,
ii) mit anderen beim „Aufbau neuer Systeme“ zusammenzuarbeiten und auf gemeinschaftlicher und bioregionaler Ebene an der Einführung regenerativer Muster zu arbeiten, und
iii) die Menschen in die Lage zu versetzen, „mit neuen Augen zu sehen“, indem wir die kulturellen Narrative, Organisationsideen und Geschichten, die wir darüber erzählen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, und über unsere Beziehung zur größeren Lebensgemeinschaft verändern.
Wir befinden uns in einer Zeit zwischen den Narrativen, in der wir uns von einem Narrativ und einer Weltanschauung, die sich auf Trennung und konkurrierende Knappheit konzentrieren, hin zu einem Narrativ und einer Weltanschauung entwickeln, die unser „Zusammensein“ mit allem anderen und unser Potenzial zur gemeinsamen Schaffung von Fülle anerkennt.

Die Bereitschaft, regenerativ zu leben und gemeinsam mit den Menschen um uns herum regenerative Kulturen zu schaffen, wird durch das Verständnis unserer grundlegenden Verflechtung, gegenseitigen Abhängigkeit und unseres „Zusammenseins“ mit den Prozessen genährt, die Gesundheit, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit auf der Ebene des Einzelnen und seiner Gemeinschaften aufrechterhalten.

Die Erziehung zu regenerativen Kulturen ist ein nie endender Prozess des Aufbaus und der Erneuerung der Fähigkeit der Menschen vor Ort, sich an der koevolutiven Gegenseitigkeit zu beteiligen – untereinander, mit den regionalen Ökosystemen, in planetarischer Solidarität und mit der Fähigkeit zu reagieren.
Gesundheit und Ganzheit sind keine statischen Zustände, sondern evolutionäre Prozesse, an denen wir teilnehmen. Ein Rückzug auf die Aufrechterhaltung von Strukturen, die nicht mehr funktionieren, ist also keine gesunde Reaktion auf die Krisen, mit denen wir jetzt konfrontiert sind. Wenn wir Gesundheit als einen dynamischen Prozess koevolutiver Gegenseitigkeit verstehen, der die Gesundheit der Zellen mit der Gesundheit der Organe, des Einzelnen, der Familien, der Gemeinschaften, der Städte, der Bioregionen, der Ökosysteme und der Gesundheit des Planeten verbindet, erkennen wir, dass systemische Gesundheit und Wohlbefinden ein viel besserer Erfolgsindikator sein könnten als unzureichende wirtschaftliche Indikatoren wie das BIP.

Aus dieser Perspektive schlug ich in meinem Buch vor, dass eine „regenerative menschliche Kultur gesund, widerstandsfähig und anpassungsfähig ist; sie kümmert sich um den Planeten und um das Leben in dem Bewusstsein, dass dies der effektivste Weg ist, um eine blühende Zukunft für die gesamte Menschheit zu schaffen.“ Die erste Hälfte dieses Satzes wurde inzwischen als eines der Prinzipien der globalen zivilgesellschaftlichen Antwort auf den Klimawandel und den kaskadenartigen Zusammenbruch der Ökosysteme aufgegriffen, als Prinzip Nummer 3 von Extinction Rebellion.

Es ist wichtig zu betonen, dass solche regenerativen Kulturen je nach den Orten und Bioregionen, aus denen sie hervorgehen, unterschiedlich sein werden. So wie die biologische Vielfalt des Lebens zu seiner Fähigkeit zur kreativen Evolution beiträgt, so stellt auch unsere kulturelle Vielfalt einen Reichtum an Erfahrungen und Perspektiven dar. Es geht nicht darum, dass wir alle in allem übereinstimmen oder die Welt auf die gleiche Art und Weise sehen müssen, sondern darum, dass wir uns alle in unserer Vielfalt auf eine Art und Weise beteiligen wollen, die die Gesundheit, das Wohlbefinden und das evolutionäre Potenzial der gesamten Menschheit und des gesamten Lebens fördert.

Es gibt kein Patentrezept für die Schaffung regenerativer Kulturen. Ich muss Sie da leider enttäuschen. Es gibt nur einen Prozess der Auseinandersetzung mit der Gemeinschaft und dem Ort auf eine Art und Weise, die Sinn- und Beziehungsmuster webt, die dazu beitragen, das einzigartige, dem Ort entspringende Potenzial einer regenerativen Kultur zu manifestieren, die ein Ausdruck dieser Menschen an diesem Ort – oder besser als dieser Ort – ist.

Generell sollten wir uns vor Menschen hüten, die Patentrezepte und schnelle Antworten anbieten, da wir mit einer Vielzahl konvergierender Krisen und so genannter „bösartiger Probleme“ konfrontiert sind. Regenerative Praxis geht nicht von Problemen aus, sondern von Potenzialen. Das Potenzial von Menschen und Orten, ihre einzigartige Essenz auf eine Weise zu manifestieren, die einem größeren Ganzen Wert, Bedeutung und Gesundheit verleiht.

Kulturen werden nicht entworfen, sie entstehen durch die Beteiligung von uns allen. Fragen statt Antworten und Lösungen sind ein zuverlässigerer Kompass auf unserem Weg in eine ungewisse Zukunft. Diese Erkenntnis war – für mich persönlich – ein wichtiger Schritt, um zu verstehen, wie es möglich sein könnte, das Entstehen vielfältiger regenerativer Kulturen überall zu fördern, ohne ein vorgefertigtes Paket von Lösungen vorzuschreiben.

Ich glaube, dass der Prozess des “gemeinsamen Auslebens der Fragen” im Mittelpunkt der gemeinsamen Schaffung von regenerativen Kulturen steht. Ich glaube auch, dass lebenslanges Lernen und Bildung eine entscheidende Rolle bei der jetzt notwendigen Neugestaltung des menschlichen Einflusses auf die Erde und auf einander spielen.

Bildung ist der Prozess, durch den wir uns selbst und einander befähigen, unsere einzigartigen Beiträge im Dienst der evolutionären Reise des Lebens anzubieten. Sie sollte uns in die Lage versetzen, das zu tun, was das Leben zuallererst tut: “Bedingungen schaffen, die dem Leben förderlich sind” (Janine Benyus).
Das Loslassen von Mustern, die nicht mehr dienlich sind, um das latente Potenzial dessen, was entstehen will, zu manifestieren, ist Teil der regenerativen Musterbildung des Lebens. Wahrhaft transformative Bildung unterstützt uns auf einem lebenslangen Lernweg – einer Pilgerreise und einer Ausbildung -, wie wir angemessen an der größeren Gemeinschaft des Lebens teilnehmen können.
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Vollständiger englischer Originaltext mit Links:

Neues Lernen DCW

“Education … the means by which men and women deal critically and creatively with reality and discover how to participate in the transformation of their world.”
— Paulo Freire

A series of converging crisis is now creating a necessity — even an urgency — for a fundamental transformation of the human impact on Earth from being predominantly exploitative, destructive and degenerative to being restorative, healing and regenerative.
Climate change, biodiversity loss, and obscene levels of inequality are but symptoms of underlying causes. To address them effectively we have to go upstream. We have to take a closer look at not just ‘what we know’ but ‘how we know’. We have to reexamine the cultural narratives that inform our dominant worldview and through that our actions.

In his book ‘The Turning Point’ — published over 30 years ago, Fritjof Capra called the route cause of these converging crises ‘a crisis of perception.’ One of Capra’s mentors, Gregory Bateson put it this way: “The major problems in the world are the result of the difference between how nature works and the way people think” and added “there are times when I catch myself believing there is something which is separate from something else.”

In this time of transition we are — as Joanna Macy suggested — called into a dual role of being both hospice workers of a dying system (“the industrial growth society”) and midwifes of something new: diverse regenerative cultures everywhere (“the life-sustaining society”). In this time of transition education has to enable people of all ages to do three things:

i) engage in ‘holding action’ that reduce and/or stop the ongoing damage of the destructive and exploitative system we are moving away from,
ii) to cooperate with others in ‘building new systems’ and work on putting regenerative patterns in place at the community and bioregional scale, and
iii) to enable people to ‘see with new eyes’ by shifting the cultural narratives, organising ideas, and stories we tell about what it means to be human and about our relationship with the wider community of life.

We are in a time between narratives, changing from a narrative and worldview focussed on separation and competitive scarcity to a narrative and worldview that recognizes our ‘interbeing’ with everything else and our potential to co-create collaborative abundance.

The intention to live regeneratively and to co-create regenerative cultures with the people around us is nutured by understanding our fundamental interconnectedness, interdependence and ‘interbeing’ with the processes that maintain health, resilience, and adaptability at the level of individuals and their communities.

Education for regenerative cultures is a never ending process of building and renewing the capacity of people in place to participate in co-evolving mutuality — with each other, with the regional ecosystems — in planetary solidarity — and with response-ability.

Health and wholeness are not a static states but evolutionary processes in which we participate. So a bounce-back to maintain structures that no longer serve is not a healthy response to the crises we are now facing. If we understand health as a dynamic process of co-evolving mutuality that links cellular health to organ health to individuals, families, communities, cities, bioregions, ecosystems and to planetary health, we come to see that systemic health and wellbeing might be a much more appropriate indicator of success than inadequate economic indicators like GDP.

It is from this perspective I suggested in my book that a “regenerative human culture is healthy, resilient and adaptable; it cares for the planet and it cares for life in the awareness that this is the most effective way to create a thriving future for all of humanity.” The first half of this sentence has since been taken up as one of the principles of the global civic response to climate change and cascading ecosystems collapse, as principle number 3 of the Extinction Rebellion.

It is important to highlight that such regenerative cultures will be different depending on the places and bioregions they emerge from. Just as life’s biodiversity adds to its capacity for creative evolution, so does our cultural diversity constitute a wealth of experience and perspectives. The point is not that we all need to agree on everything or see the world in the same way, rather it is that in our diversity we all aim to participate in ways that support the health, well-being and evolutionary potential of all of humanity and all of life.

There is no one-size-fits-all receipt for creating regenerative cultures. Sorry to disappoint. There is only a process of engaging with community and place in ways that weave patterns of meaning and relationship which will contribute to manifesting the unique place-sourced potential of a regenerative culture that is an expression of these people in — or better as — that place.

In general we should be wary of people who are offering silver bullet solutions and quick answers as we are faced with multiple converging crises of so called ‘wicked problems’. Regenerative practice does not start from problems it starts from potential. The potential of people and place to manifest their unique essence in ways that add value, meaning and health to a greater whole.

Cultures are not designed, they emerge through the participation of all of us. Questions rather than answers and solutions are a more reliable compass as we navigate our way into an uncertain future. This insight was — for me personally — an important step in understanding how it might be possible to nurture the emergence of diverse regenerative cultures everywhere without prescribing a pre-supposing cookie-cutter set of solutions.

I believe the process of ‘living the questions together’ lies at the heart of how we can co-create regenerative cultures. I also believe that life-long learning and education play a critical role in the now necessary redesign of the human impact on Earth and on each other.
Education is the process by which we enable ourselves and each other to offer our unique contributions in service to life’s evolutionary journey. It should enable us to do what life does first and foremost “creating conditions conducive to life” (Janine Benyus).
Letting go of patterns that no longer serve in order to manifest the latent potential of what wants to come into being is part of life’s regenerative patterning. Truly transformative education supports us on a life long path of learning — a pilgrimage and an apprenticeship — of how to participate appropriately in the wider community of life.

Buchbesprechung von Sten Linnander

Ich dachte, ich wüsste mehr oder weniger Bescheid über die Probleme auf Erden, vom Klimawandel bis zu den ökologischen Schäden in der Landwirtschaft, über Mikroplastik in den Weltmeeren, Luftverschmutzung, Fischfangmethoden und Greenwashing und über die ökologischen und menschlichen Sünden des patriarchalen Kapitalismus. Von wegen.

Ich habe Hunderte von Weckrufen gelesen, aber keinen, der mich annähernd so getroffen hat wie diejenigen in diesem Buch. So wie die Erde eine Einheit ist, so ist dieses Buch so etwas wie eine sehr sorgfältig recherchierte Gesamtdiagnose dieser Einheit. Obwohl mir viele Detailfakten neu waren, war es die Gesamtschau, die mich wachrüttelte.

Wir sind eine Spezies, die dabei ist, ihre lebendige Heimat so weit zu zerstören, dass ihr Überleben, wie das ihrer pflanzlichen und tierischen Mitbewohner, real bedroht ist. Wer die gefährlichen Konsequenzen seines Handelns erkennt und dennoch leugnet, und sein Handeln nicht ändert, ist psychisch krank.

Die Analyse in diesem Buch ist glasklar und hundertfach belegt, und zeigt auch auf, was getan werden muss. Heute können wir nicht sagen: „Wir haben es nicht gewusst.“ Die notwendige Umkehr ist tiefgreifend und fängt mit einer neuen Denkweise an. Heute ist es nicht so sehr eine Frage der Überwindung des individuellen Egoismus, sondern des Egoismus der gesamten Menschheit, der sich in einer anthropozentrischen Sichtweise äußert, sodass der Autor sie als die Hauptursache für den globalen ökologischen Zusammenbruch sieht.

Dazu kommt, dass die Wirtschaft oft versucht, von ihrer Verantwortung abzulenken, indem sie auf das Verhalten der Einzelnen hinweist: Privatautos und Urlaubsflüge. Obwohl dies wichtig ist, lenkt sie dabei bewusst „von den gewaltigen Veränderungen ab, die die Industriegesellschaft als Ganzes und insbesondere die ölbasierte Agrarindustrie vornehmen müssen“. Und „Zu lange war das Wirtschaftsmodell des Kapitalismus die Wachstumsökonomie [… ], ein kollektiver Wahn, der den Menschen von der Natur entkoppelt sieht“.

Nach jedem Kapitel über die Herausforderungen, die uns bevorstehen bzw. schon ins Haus stehen, gibt es Vorschläge, was der Einzelne tun kann. Zu seinen ausgezeichneten Vorschlägen möchte ich einen Vorschlag dazufügen, der eine gleich große Wirkung haben könnte: Verbreiten Sie dieses Buch! – an Familie, Freunde und Bekannte und, wenn Sie können, werden Sie aktiv, damit das Buch in den Gremien gelesen wird, die (noch) das Sagen hier auf Erden haben. Es sollte Pflichtlektüre in den oberen Schulklassen oder im ersten Uni-Jahr, in den Parteien, in den Firmen und in jeder Familie sein, damit wir klar wissen, womit wir alle gemeinsam konfrontiert sind.

Abschließend möchte ich betonen, dass trotz der vielen Probleme, die das Buch aufzeigt, es doch ein sehr positives Buch ist, und man spürt die Liebe des Autors zu dem Planeten, zur Natur und zu den Menschen. Das merkt man an Zitaten wie: „Die menschliche Spezies könnte ein Segen für diese Erde sein.“

Fred Hageneder, Nur die eine Erde – Globaler Zusammenbruch oder globale Heilung – unsere Wahl. Verlag Neue Erde (2021), 376 S., 22 Euro, ISBN 978-3-89060-796-2,Inhaltsverzeichnis

Rezension von „Das Gottesmädchen“

Um es gleich vorweg zu sagen: Männer spielen in dem Roman von Ismael Wetzky keine herausragende Rolle. In den Hauptrollen sind Gisele, eine Philosophiestudentin, und ihre ultrasexy Freundin Chloë, beide definitiv U30. Noch jünger ist nur noch Gott bzw. ihre Erscheinungsform. Gott tritt nämlich in Gestalt eines jungen Mädchens von elf, zwölf Jahren auf.

Damit nicht genug der Überraschungen in diesem Roman. Die Sprache auf den rund 400 Seiten ist so jung – und gekonnt jung – wie die Protagonistinnen. Man begrüßt sich lässig mit „Hi!“, findet Dinge „abgefahren“, „ultraspannend“ oder „echt mega“, und dass Modeschimpfwörter wie „Fuck“ etc. fallen, stört nicht, sondern passt. Tatsächlich gelingt es Ismael Wetzky, seine Mädels in einer Jugend-Kunstsprache reden zu lassen, die überzeugend ist, in keiner Weise aufgesetzt wirkt und auch für ältere Semester wie den Rezensenten gut und amüsant lesbar ist. Fiktion und Realität mischen sich, etwa, wenn echt funktionierende Links in den Text eingefügt sind. Weiterlesen

Wir befinden uns an einer historischen Passage-Stelle. Oder sollte ich sagen: an einem systemischen Netzwerkknoten. Nicht der böse Wille der Menschen bedroht den Planeten mit allen seinen Wesen, sondern widersinnige, gefährliche Strukturen. Allen, zumindest äußerlich, voran die Wirtschaftsstrukturen. Diese müssen – wenn nicht jetzt, wann dann – umstrukturiert werden. Letztlich wissen das sehr viele. Abermillionen Menschen wünschen sich das, wollen das, fragen sich aber: WIE. Könnte da das Netzwerk NOW einen passenderen Namen haben? NOW steht für Netzwerk Oekonomischer Wandel.

Wir können nur alle aufrufen, dieses Netzwerk nach Kräften zu unterstützen, damit diese historisch vermutlich einmalige Chance nicht verlorengeht, bevor die alten Strukturen, noch erbarmungsloser als zuvor, wieder zupacken. Weiterlesen

Dass ein großer Wandel ansteht, liegt auf der Hand. Nur: Was tun wir, jede/r Einzelne von uns dafür, fragt Semra Mete

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“, heißt es in Anlehnung an Heraklit von Ephesus, der das schon vor rund 2.500 Jahren wusste. Ich denke, vielen Menschen ist heutzutage bewusst, dass wir uns inmitten eines großen gesellschaftlichen, ökologischen, ökonomischen Wandels befinden. Doch in welche Richtung wandelt sich das große Ganze und welche Faktoren sind dabei bestimmend? In Anbetracht der Tatsache, dass jeder Einzelne von uns ein Teil des Gesamtgebildes ist und folglich durch Sein Tun auf das Gesamtgeschehen einwirkt, kommt es bei dem steten weltweiten Wandel zweifelsohne auf jeden von uns an. Jeder von uns ist wie der kleinste Wassertropfen des wellenschlagenden Ozeans, jeder von uns ist wie ein Pixel eines Bildes, welches sich in demselben Maße wandelt, wie jedes einzelne Pixel seine Form, Farbe, Größe, Position … verändert. Wir waren und sind stets die Ursache der Veränderungen des großen Ganzen. Wenn wir es schaffen, die Veränderung in uns, also die Ursache, Ursachen, zum Guten zu wandeln, führen wir zwangsläufig den konstruktiven Wandel auch im Außen herbei.

Die weltweite Virus-Krise und der Wandel in jedem von uns

Doch welche Wandlung durchvollzieht sich IN JEDEM VON UNS inmitten der aktuellen,  globalen Krise – ich nenne es mal die Virus-Krise? Welche Gedanken, Emotionen, Handlungen lösen die äußerlichen Geschehnisse im unmittelbaren und mittelbaren Umfeld in uns aus? Welchen Gefühlen geben wir unbewusst Raum? Worum drehen sich unsere tagtäglichen Gedanken? Ist es die Angst vor der ansteckenden Krankheit bzw. vor dem Tod? Ist es die Angst vor totaler Überwachung, Fremdbestimmung oder ist es das Gefühl des Ausgeliefertseins und der Perspektivlosigkeit? Wut, Zorn, Aggressivität … sind weitere niederreißende, gemütsbelastende innere Zustände, die ich nicht nur bei meinen Mitmenschen beobachte, sondern auch selbst erfahre. Es kommt immer wieder vor, dass mich die eine oder andere Information oder Äußerung stark antriggert und ich mich dann in den unerwünschten, niederschwingenden Emotionen wiederfinde. Wie soll aus solchen überwiegend destruktiv gesetzten Ursachen das Konstruktive im Kollektiven keimen?!

Die Beobachtungsebene – Bewusstwerdung über den inneren Wandel

Die Herausforderung liegt sicherlich darin, sich über die ausgelösten Gedanken und Emotionen im Inneren, sprich über den unbewussten Prozess der eigenen Reaktionen, bewusst zu werden. Nur mit zunehmender Bewusstwerdung unserer inneren Zustände kann es uns gelingen, heilsame Antworten auf die äußeren Geschehnisse zu geben. Nach jeder frustrierten Reaktion wird mir immer wieder klar, dass meine Antwort definitiv nicht von der förderlichen Art war, weder auf mein eigenes Wesen bezogen noch auf das Kollektive. Als wäre das nicht genug, steigert sich manchmal das hemmende Gefühl noch weiter, wenn ich anfange, meine eigene Reaktion zu kritisieren, weil sie meine in der Tiefe bejahten Werte nicht wiederspiegeln.

Ein Weg, aus der Abwärtsspirale der Emotionen rauszukommen, ist erstmal, mir darüber bewusst zu werden, dass der momentane Gemütsstand, was es auch immer ist, die Ursache für äußere Umstände von morgen sein wird. Das, was ich eigentlich nicht weiter verursachen oder sogar verstärken will (Ärger, Wut, Angst…), gedenke ich deshalb loszulassen, auch wenn es inmitten des Emotionssumpfes nicht immer sofort gelingt. Ich vergegenwärtige mir in solchen Momenten, dass es nicht die äußeren Umstände sind, sondern die Bedeutungen, die wir ihnen beimessen, die entsprechenden Emotionen in uns zum Ausbruch bringen; Emotionen, die unsere Perspektive schmälern und unsere Wahrnehmung von größeren Zusammenhängen stark einschränken. Erst die Erkenntnis, in welche ungewünschten Gedanken- und Gefühlswelt ich mich selbst hineinmanövriert habe, führt zur Auflösung meiner unbewussten Identifikation mit den äußeren Umständen. Es ist so wie ein Beobachtungsposten, von dem ich von einer höheren Warte auf mich selbst schaue und erkenne, wie stark ich in den eigenen Urteilen, Meinungen, Bewertungen gefangen bin und vergessen habe, dass ich selbst für meine innere Realität verantwortlich bin.

Wenn wir also die weltlichen Geschehnisse objektiv betrachten, ohne sie in „gut“ oder „schlecht“ einzuordnen, können wir uns aus der Enge unserer Bewertungen befreien und die Weite in uns fühlen. Die Weite, in der wir erkennen, dass wir auch einen konstruktiveren Umgang mit den äußeren Einflüssen wählen können.

Krisen – Chancen zur Bewusstseinsentwicklung

Als eine Frau, die Erfahrung mit einer Lebenskrise in Form einer schweren Krankheit gemacht hat, bin ich fest davon überzeugt, dass auch diese geballte Krise uns große Gelegenheiten zur Bewusstseinsentwicklung bietet, für jeden Einzelnen wie auch kollektiv. Mehr denn je erkenne ich, wie wichtig es jetzt ist, verstärkter nach innen zu gehen. Ich erkenne, dass es jetzt an der Zeit ist, die tief verinnerlichten Werte in der Tat auch zu LEBEN und zu verfestigen. Mehr als sonst erhalte ich die Gelegenheit, mich selbst bei meinen Gedankengängen und unbewussten Handlungen zu beobachten, was mich zu manchem Erkenntnisgewinn über meine unbewusste, innere Welt führt.

Noch tiefergehend als sonst weiß ich, dass es bei dem, was da draußen auch immer passiert, um uns selbst geht. Wir haben den Fokus auf uns selbst zu richten, weil wir bei dem gewünschten Wandel letztlich nur bei uns selbst ansetzen können. Die bedeutende Frage ist nicht, wohin uns die gegenwärtigen Veränderungen bringen, sondern sich darüber bewusst zu werden, wie sie auf uns einwirken, was sie mit uns machen und wie wir damit umgehen. Wir müssen die Samen der gewünschten Veränderungen zunächst in uns säen, damit sie in unserer physischen Realität gedeihen, auswachsen können. Die Samen der gewünschten Veränderungen keimen zuerst in uns. Der äußere Wandel hängt also davon ab, welche Samen wir in uns tagtäglich säen: mit unseren Gedanken, Emotionen, mit der Art und Weise wie wir kommunizieren, handeln … darüber haben wir stets die Wahl. Das ist unsere Freiheit, das ist unsere Macht, das ist unsere Verantwortung gegenüber uns selbst und gegenüber unserer Mitwelt.