von Peter Zettel

Wir sehen die Fragmentierung in der Welt und suchen, sie zu überwinden. Durch mehr Menschlichkeit, einen anderen Umgang miteinander, humanitäres Verhalten. Doch es wird uns wohl kaum wirklich gelingen, dadurch die Fragmentierung im Denken der Menschen zu überwinden.

Solange wir nach dem Licht streben und der Dunkelheit in uns selbst zu begegnen scheuen, solange werden wir nicht erkennen können, worum es in Wirklichkeit geht. Denn es ist nicht wie in einem Zimmer, wo ich nur das Licht anzumachen brauche, um die Dunkelheit zu vertreiben. Das Dunkle in mir erlischt nicht durch einen positiven Gedanken, nein, es wird nur für den Moment überlagert.

Es ist wie früher im Büro, in dem ich einen „Giftschrank“ für schwierige und problematische Fälle hatte. Waren die Türen des Schrankes zu, war alles in Ordnung – aber eben nur scheinbar. So ist es auch mit dem Dunklen in meinen Gedanken. Die verschwinden erst, wenn ich sie bearbeitet und gelöst habe.

Doch diese Lösung ist nicht so einfach. Es genügt nicht, wie bei einem mechanischen System einen Plan zu haben, wie die einzelnen Teile zusammengehören, und es dann so zu arrangieren, nein, ich muss zulassen, dass sich die einzelnen Aspekte miteinander verbinden und sich so eine Beziehung bildet, eine Beziehung, die aus sich selbst heraus entsteht und die ich nicht wollen kann. Denn alles, was ich will, ist zwangsläufig aus altem Denken geboren.

Ich kann vielleicht die Rahmenbedingungen schaffen, aber ich muss bereit sein, es geschehen zu lassen. So wie ich auch kein Laserlicht entstehen lassen kann, das geschieht nur dann, wenn die Lichtatome in eine neue, andere Beziehung miteinander treten. Ich selbst kann nur die Rahmenbedingungen dafür schaffen, mehr aber auch nicht.

Diese Selbstorganisation durch Neugestaltung der Beziehung der vorhandenen Elemente untereinander geschieht in meinem Denken jedoch ausschließlich dann, wenn ich nicht bewusst denke, also im Zustand des Nichtdenkens.

Ich „überwinde“ also auch die Fragmentierung alleine dadurch, dass ich die Inhalte meines Denkens sich im NichtDenken neu strukturieren lasse. Ich kann das Ziel vorgeben, doch den Weg dorthin wird sich das Denken selbst suchen. Sobald ich diesen Prozess vorzugeben suche, wird er misslingen.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert