Global denken, lokal gestalten


Global denken heißt: Von Gaia her denken, vom Lebensraum des Planeten Erde, dieses lebendigen Organismus auf und mit dem wir leben. Und es heißt, in diese wahrhaft globale Perspektive das afrikanische Ubuntu-Prinzip einzubinden: Ich und das Ganze – wir sind untrennbar miteinander verbunden. Was dem Ganzen schadet, schadet auch mir; und was mir schadet, schadet dem Ganzen. Kooperativ im Miteinander sein. Das ist die neue Lebensweise, die wir kultivieren müssen. Jeden Tag, im Umgang miteinander und in kleinen Oasen der Menschlichkeit.

Global denken heißt aber auch, lang herrschende Gräben nicht immer wieder neu graben, sondern das andere Ufer als Teil meines Landes zu begreifen. Gewiss, es gibt 1.000 Gräben, aber der für unsere Zukunft vielleicht wichtigste ist der Graben zwischen Visionären und Realisten sowie der zwischen „Esos“ und „Ökos“, nicht zuletzt aber auch zwischen Jung und Alt, Mann und Frau. Die Welt endet nicht vor unserem Kopf, nein: Dort beginnt sie erst so richtig. Nur wenn unsere Träume und Visionen in eine gestaltete Wirklichkeit münden – und damit politisch werden -, verwandeln sich Hirngespinste in vertrauenswerte, bewohnbare Wirklichkeiten.

Dafür muss jeder einzelne Mensch sein Wesen erkennen und begreifen, sich lösen von den Erwartungen, die ein naturfeindliches System an ihn stellt, bei sich ankommen, verinnerlichen und einsehen, dass Menschsein nur in einem herzgetragenen und seelennährenden Zusammenspiel mit anderen möglich ist. Niemand lebt für sich allein, denn wir sind alle in ein dichtes Netz verwoben, dessen Kraft sich stärkt, wenn jeder einzelne Stärkung durch Kooperation und wohlwollendes Miteinander erfährt. Dieser Geist ist es, den wir brauchen, wenn uns das große Werk des Wandels gelingen soll. In jede Begegnung und jede Situation muss er einsickern – von innen heraus, um die Wurzeln eines neuen Miteinanders mit dem Nektar der Liebe zu speisen.

So entsteht lokales Handeln: mit den Menschen in meinem sozialen Umfeld, mit meiner Nachbarschaft, meiner Region, meinem Land. In einem solchen Resonanzraum werden sich Ideen zu bodenständigen Projekten entwickeln, können Herzen sprechen, Seelen das Vertrauen gewinnen, ihre Gefühle zu zeigen und Grenzen konkret überschritten und aufgelöst werden.

Brücken für den Großen Wandel bauen


Aus globalem Denken und lokalem Sein und Handeln wächst eine ökologische Infrastruktur, in der sich Menschen für gemeinsame Ziele begeistern und durch Kooperation und Solidarität an Lebensqualität gewinnen. Gemeinsam, im Miteinander übernehmen Menschen in einer solchen Lebensweise Verantwortung für diesen Planeten und wirken dort, wo sie sind, an der Verwirklichung des Großen Wandels, den wir brauchen, um den drohenden Kollaps von Erde und menschlicher Kultur abzuwenden.

In Rathäusern, Kreisverwaltungen und Regionalparlamenten gärt es. Arbeitsplätze und Infrastrukturen brechen weg, ganze Regionen entvölkern sich und weitere Einbußen werden mit der anstehenden Digitalisierung und ökonomischen Globalisierung folgen. Händeringend werden in ländlichen Kommunen nachhaltige Konzepte gesucht, die diesen Trend umkehren. Die Wandelbewegung experimentiert seit Jahrzehnten in vielen Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft eine ökologisch ganzheitliche Umgestaltung der Gesellschaft. Aus den daraus erfolgten Erfahrungen haben sich Erkenntnisse zu einer Vision gefestigt.

Die wesentlichen Punkte,


die es zu verwirklichen gilt, um die Herausforderungen der Zeit mit ökoligenten Lösungen anzugehen:


  • Ortskerne durch solidarisches Miteinander wiederbeleben
  • Umstellung der Energieversorgung auf nachwachsende Rohstoffe
  • Entwicklung einer ökologischen und nachhaltigen Raumordnung und Landwirtschaft
  • Wiederherstellung einer intakten, natürlichen Umwelt
  • Aufbau eines unabhängigen, natürlichen Wasserhaushaltes
  • Restaurierung bestehender Bausubstanz unter den Gesichtspunkten biologischer Architektur
  • Die Grundlagen der Versorgung so dezentral wie möglich gestalten
  • Eine moderne Schule der Potenialentfaltung, in der Kinder Selbstverantwortung und Selbstbestimmung lernen
  • Ganzheitliche Gesundheitsbildung, Gesundheits-Fürsorge und ernährungsbasierte Prävention von Zivilisationserkrankungen
  • Schaffung von Kreislaufwirtschafts-Systemen aufgrund nachwachsender Rohstoffe aus der Region und der Förderung lokalem Handwerks und ökologisch ausgerichteten Betrieben, die regionale Rohstoffe weiterverarbeiten
  • Etablierung einer politischen Kultur der bürgerlichen Mitbestimmung
  • Stärkung und Förderung kreativer Kräfte und kultureller Vielfalt