von Peter Zettel

Die Mehrzahl der Menschen denkt in Bildern. Ohne das fällt es ihnen schwer, sich etwas „vorzustellen“. Also suche ich auch bei abstrakten Themen eine Bildersprache, um dem Bedürfnis nach Bildern gerecht zu werden. Wie etwa das Motorradfahren.

Doch da komme ich schnell an meine Grenzen, denn jemand, der nicht Motorradfahren kann, kann das nicht verstehen, Einfach, weil ihm die Erfahrung fehlt. Sie oder er kann es sich einfach nicht vorstellen. Oder wenn ich jemanden den Doppelspaltversuch erklären will. Die meisten sagen dann „Interessant!“, verstehen aber oft nicht, was das für sie bedeuten könnte.

Es ist ja aus der Geschichte bekannt, dass Visionen oft nicht das bringen, wofür sie einmal gedacht waren. Visionen sind letztlich ein Trick, denn es kommt letztlich auf die Emotionen an. Emotionen erzählen, was uns betrifft, was uns bewegt, was uns wichtig ist. Visionen projizieren gedachte Emotionen in die Zukunft. Sie erzählen davon, mit welchen Themen wir in die Zukunft aufbrechen oder aufbrechen wollen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass der andere identische Emotionen hat wie ich. Und da Emotionen eine Folge des Denkens sind, ändern sie sich auch schnell, sobald etwas zu dem bisher Gedachten hinzukommt. Das wiederum wirf für mich die Frage auf, ob es bei der Vorstellung von etwas tatsächlich um Emotionen geht – und nicht vielmehr um Propriozeption?

Propriozeption ist der Sinn für mich selbst, für die Position meiner Glieder und die Lage des Körpers im Raum. Sie wird ermöglicht durch bestimmte Rezeptoren in Muskeln, Gelenken und Sehnen, die das Gehirn permanent informieren und so ein Bild von mir selbst in mir entstehen lassen, das mir dann wiederum ermöglicht, mich zu bewegen oder anzuziehen.

Wenn ich Feldenkrais praktiziere, mache ich nichts anderes, als eine eingeschränkte oder nicht vorhandene Propriozeption meines Körpers dadurch zu korrigieren, dass ich beziehungsweise mein Gehirn über die Anleitung die Erfahrung mache, dass es auch anders und leichter geht. Das betrifft jetzt nur meinen Körper. Die Frage ist, ob es mit meinem Weltbild, meinem Verständnis von der Welt nicht genauso ist.

„Eigentlich“ ist das keine Frage, denn es ist ganz offensichtlich so. So, wie es eine körperliche Propriozeption gibt, gibt es auch eine geistige. Die aktiviere ich – wie die körperliche – nur durch eigene Erfahrung. Solange ich den Vorstellungen eines anderen folge ist das so wie im Fernsehen Fußball zu schauen und mich dabei ganz sportlich zu fühlen.

Gedanken eines anderen bleiben immer nur eine Vorstellung für mich und werden nie Realität, solange ich die dem Gedanken zugrundeliegende Erfahrung nicht selbst gemacht habe. Ohne es zu verifizieren wird es nie Realität für mich, was wiederum nichts anderes als Propriozeption im Geistigen bedeutet. Die Richtigkeit eines Gedanken zu bestätigen verlangt, dass ich es mir vorstellen kann und die Erfahrung dazu habe.

Ohne diese innere Erfahrung bleibt es ein Mystizismus.

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