Was es zu tun gibt

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Das Einzige, was es für uns zu tun gibt, und das ist meine feste Überzeugung, das ist aufzuhören, irgendwelchen Geschichten über das Leben anzuhängen, nur weil es uns das Leben leichter zu machen scheint.

Es wird Zeit, dass wir endlich in der Wirklichkeit ankommen, dass wir endlich die Illusion der vermeintlich normalen Wirklichkeit verlassen und in der Welt ankommen, wie sie wirklich ist. Es ist an der Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen und zu sehen, was wir sind.

Doch wir sollten nicht glauben, dass wir das “Denken” einigen wenigen Philosophen, Wissenschaftlern, Politikern oder sonst einem Führer überlassen könnten. Gerade wir in Deutschland müssten uns endlich bewusst werden, dass es selten ein Einzelner ist, der die Verantwortung für ein Ereignis oder eine Situation trägt, und schon gar nicht, wenn es ein ganzes Land betrifft, sondern dass alle Beteiligten, die darin verstrickt sind, an dem Geschehen auch beteiligt sind, jeder auf seine Weise.

Und verstrickt ist auch der, der nichts tut und den Dingen ihren Lauf lässt. Victor Frankl hat, jedenfalls nehme ich das so wahr, am deutlichsten beschrieben, dass jeder Einzelne begreifen müsste, was er da tut oder eben zu tun unterlässt. Und zwar wirklich jeder. In Filmen wie “Das radikal Böse” oder in Büchern wie “Roman eines Schicksallosen” wird für den, der es wahrzunehmen bereit ist, überdeutlich, welche Verantwortung er in der Welt trägt.

Es ist wichtig, genau hinzuschauen. Denn es ist eben nicht ‚das Böse’, das so viel Leid und Unheil über die Menschen gebracht hat, sondern unsere fatale Neigung, uns die Welt schön zu reden und nur zu tun, was uns vermeintlich glücklich macht. Es ist gerade unsere Beliebigkeit und Oberflächlichkeit, die eine latente Bedrohung sind. Wir dürfen uns einfach nicht in Sicherheit wiegen, nur wiel noch nichts passiert zu sein scheint.

Krishnamurtis Gedanke “Wir sind die Welt” ist eben keine spirituelle Erkenntnis, mit der man sich schmücken könnte, sondern es ist gerade auch die erschreckende Wahrheit, dass unter den gegebenen Umständen jeder ganz leicht genauso handeln könnte, wie es viele im Dritten Reich taten, und dass es darum geht, die Bedingungen zu verändern, unter denen solche Dinge geschehen können.

Gerade für mich gilt daher, und ich hoffe wirklich, dass das auch für viele andere gilt, dass ich in der Aufarbeitung meiner und unserer Geschichte keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung und vor allem keine Anklage sehe, sondern den darin liegenden Auftrag annehme. Und nicht nur darüber nachdenke, sondern tue, was zu tun mir möglich ist.

Wenn wir wirklich sehen, was gerade in der Welt geschieht, dann müssen wir diesen Auftrag annehmen und nicht nur jammern und klagen. Nicht für uns, sondern für die Welt. Wie gesagt: Es ist an der Zeit, uns aus der Illusion zu verabschieden, es ist Zeit aufzuwachen und in der Wirklichkeit anzukommen.

Aber erst wenn wir begreifen, dass über uns das Schwert des Damokles schwebt, erst dann wachen wir auf aus unseren Träumen und Gedanken. Dass jeder das versteht ist notwendig, wollen wir nicht letztlich untergehen.

Das alles ist wahrlich keine Anklage oder die Beschreibung einer schrecklichen Zukunft. Denn all das Negative könnte es nicht geben, wäre da nicht auch das Positive, das in dem Ganzen liegt. Doch nur wenn man auch beides sieht, lässt sich das übergeordnete Prinzip realisieren.

Mit Dank übernommen von Peter Zettel: Leben wie ein Phoenix

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