In unserem „Reiseführer“ haben wir uns zu jedem der Themen Grenzen weitende Gedanken gemacht. Kurze Texte, die einen ersten Eindruck einer „Region im Zukunftsland“ geben und die anregen möchten, ein Thema breitgefächert zu betrachten.

Erste Gedanken dazu von Bobby Langer

Wer autark leben will, der versucht, so viele Abhängigkeiten wie möglich zu vermeiden bzw. zu beenden. Das klingt einfach. Doch je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr erkennt man seine Komplexität. Beispielsweise möchte man sein eigenes Gemüse anbauen. Dazu braucht man Saatgut, das es ja in unterschiedlicher Qualität gibt. Woher bekommt man es? Ist es samenfest? Wie und wann ziehe ich Pflänzchen vor, damit sie rechtzeitig in die Erde gesetzt werden können? Benötige ich dafür ein Gewächshaus? Ein Kalthaus oder ein Warmhaus? Das ist nur ein Beispiel von vielen, dass autarkes Leben zu einer eigenen Wissenschaft werden und durchaus Spaß machen und interessant sein kann. Neue Zusammenhänge tun sich auf, und man beginnt die bislang so selbstverständlich wirkende Welt ein Stück mehr in ihrer Tiefe zu verstehen.

Ein Aspekt am autarken Leben wird nur selten wahrgenommen, nämlich die Frage: Bin ich selbst autark in meinem Denken, Bewerten und Fühlen? Wie viel davon ist fremdbestimmt von meiner Biografie, meinem Freundes- und Bekanntenkreis oder meinen Kollegen? Wie viel davon habe ich in den letzten Jahren auf den Prüfstand gestellt und unter die Lupe genommen? Dazu gehört selbstverständlich auch die Frage: Warum möchte ich eigentlich autark leben?

Erste Gedanken dazu von Alander Baltosée

Wem oder was gegenüber wollen wir autark sein, wovon unabhängig? Autark sein ist Bescheidenheit, bedeutet sich selbst zu genügen. Autark zu sein, beinhaltet ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Wir übernehmen Verantwortung für unsere Bedürfnisse und Versorgung, geben sie nicht an andere ab, sondern sorgen selbst dafür. Wir überwinden die Bequemlichkeit, denn sie macht uns unfrei, von Geld und Konsum abhängig. Autarkes Leben macht sich unabhängig von der Versorgung durch die Industrie. Niemand außerhalb unserer autarken Oase muss uns versorgen, wir müssen uns nicht anbiedern, verbiegen und unterwerfen, um Güter zu erlangen. Wir sind zufrieden mit dem, was uns in der Natur und Mitwelt zur Verfügung steht, werden kreativ und erfinderisch, vorhandene Dinge und Rohstoffe zu nutzen und zu verwandeln. Autarkie fördert unsere Fantasie, die erschafft, was sie benötigt. Sie geht nur selten einkaufen und braucht deshalb auch nur wenig Geld. Sie muss keinen Frondienst (Arbeit) leisten, sondern ist jeden Tag selbsttätig.

Autarkie bedeutet, Verbindung mit der Natur einzugehen, die Kooperation mit ihr zu finden und mit ihr zusammenzuwirken, ohne sie zu zerstören. Ohne die Liebe zur Natur und zu unserer eigenen Natur ist autarkes Leben nicht möglich. Wir geben unsere Liebe in den Garten, in die Felder, sorgen für gesunde Böden, für Vielfalt und Fülle, um uns an reichen Ernten zu erfreuen. Wir nutzen die Kräfte der Natur. Den Wind, die Sonne, den Regen, die fließenden Wasser. Wir sind in Verbindung und Austausch mit ihnen und spüren uns, fühlen uns lebendig, weil wir unser Leben und dessen Gestaltung selbst in der Hand haben.

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