Wandeloasen sind eine moderne Antwort auf die soziale Isolation von Kleinfamilien und älteren Menschen
Kleinfamilie – die romantischen Träume eines Paars zerplatzen oft recht bald an der Realität: Das Mama-Papa-Kind-Leben kann rasch in Stress ausarten. Kein Wunder, wenn die Großfamilie fehlt oder der Clan bzw. Stamm. Eltern und Kinder gleichermaßen schnell überfordert mit diesem Modell.
Eine wirkliche Entlastung bei der Betreuung der Kinder findet nur selten statt. Eine nicht unerhebliche Zahl an Partnerschaften zerbricht an der Situation sowohl berufstätig sein zu müssen, meist noch beide, damit es reicht für ein modernes Leben, für die Kinder da zu sein wollen als auch Zeit für Partnerschaft und Innenleben zu bekommen.
Das Leid der Kleinfamilie
Umso schlimmer ist das alles, wenn die junge Familie sich ihrer Erziehungsaufgabe bewusst ist: Startbasis zu sein, von der aus sich das neue Leben mehr oder weniger sinnvoll oder sinnlos gestalten wird; ein Hafen zu sein, der sein junges Schiff mit bestem Ruderwerk und sturmsicheren Segeln ausstattet für die große Fahrt aufs weite Meer. Dummerweise lassen sich die Werk- und Wirkzeuge dafür nicht käuflich erwerben, sondern nur vorleben und durch Liebe mitteilen.
Was also tun, wenn die Freunde plötzlich keine Zeit haben oder „andere Prioritäten setzen“, die willige Verwandtschaft zu weit weg wohnt oder deren Erziehungskonzepte mit den eigenen kollidieren? Sicher, zur Entlastung vom diesem 24-Stunden-Job mit zahlreichen schlaflosen Nächten kann man ein Au-Pair-Mädel herbeiholen oder eine Tagesmutter. Wer sich das nicht leisten kann oder will, der muss auf die gelegentliche Babysitterin zurückgreifen, um mal einen Abend für sich zu haben. Aber auch der Sportverein oder Musikunterricht kostet Geld, überhaupt alles, was die Eltern unternehmen, damit die Kinder andernorts gut versorgt und sinnreich beschäftigt sind. In den stundenweisen „Freiräumen“ wartet eine nicht enden wollende Liste an Dingen, die erledigt werden müssen: Haushalt, Bürokram, Garten, Hobbys, Freunde, die man nicht verlieren möchte. Da bleibt kaum Zeit für Partnerschaft und noch weniger für sich selbst, zum Regenerieren, Sich-Spüren, um einfach nur zu entspannen oder in Ruhe einen Kaffee mit Freundin oder Freund zu trinken.
Mütter, junge Eltern und ältere Menschen sind am meisten auf eine soziale Infrastruktur, ein intaktes soziales Umfeld angewiesen. Lässt sich das nicht regeln, sind sie die ersten Leidtragenden einer sich vereinzelnden, zersplitternden Gesellschaft, die zwangsläufig egozentrische Narzissten entwickelt.
WandelOasen bedeutet, stammesähnliche Strukturen zu entwickeln
WandelOasen wären eine angemessene Antwort auf diese psychosoziale und chronische Stresslage. WandelOasen wären Gemeinschaften, innerhalb derer Familien eine soziale Infrastruktur vorfänden. Mit anderen Worten: WandelOasen wären die zeitgemäße Parallele zur urdörflichen Situation, wo Kinder in der Großfamilie aufwuchsen, in einer gewachsenen Dorfgemeinschaft oder in einem Stamm. Dorf, Wald und Flur waren ihr Kindergarten. Sie rannten auf den Gassen herum, tobten durch Ställe und Scheunen und konnten sich bei jedem Wetter den ganzen Tag draußen selbst beschäftigen, Tiere aus der Nähe erleben, Bäume erklettern, Höhlen bauen. Sie konnten sich frei in der Nachbarschaft bewegen, das Da-Draußen entdecken und von vielen Menschen unterschiedliche Dinge lernen, indem sie einfach an ihrem (Arbeits-) Leben teilhaben durften. Heutzutage trauen sich Eltern oftmals gar nicht, ihre Kinder unbeaufsichtigt zu lassen. Da fehlt das Vertrauen in die Gesellschaft oder einfach die gemeinsame Sorge des „Stammes“. Und woher sollte dieses Vertrauen auch kommen? Einen Stamm gibt es nicht mehr – von wenigen Lebensgemeinschaften abgesehen –, und die Gesellschaft ist eine Gesellschaft der Anonymen geworden.
WandelOasen wären das moderne Angebot einer neuen sozialen Heimat – auch für ältere Menschen, die gleichermaßen im Stich gelassen werden. Für sie bedeutet der Wegfall einer solidarischen Gemeinschaft, dass ihr Erspartes, insofern sie dieses haben, von teuren Pflegeeinrichtungen aufgesogen wird, anstatt dass es in die Stärkung der Familie fließt. Oder sie vereinsamen irgendwo in einer Stadtwohnung oder einem viel zu großem Haus auf dem Land, ohne Anbindung an das gesellschaftliche und kulturelle Leben.
WandelOasen – das ist auch oder vor allem der Wunsch, Kinder in stammesähnlichen Strukturen aufwachsen und Alte den Lebensabend genießen zu lassen, in denen sie zudem relevante Aufgaben für die Gemeinschaft übernehmen können, wollen und sollen.