Die nachfolgenden Texte wurden noch nicht ins Layout des „Reiseführers“ eingepasst, gehören aber schon dazu.

Den kompletten Wandel-Reiserführer findest du HIER.

von Carola Schneiders
https://www.carolaschneiders.de

Wie willst du l(i)eben? Hast du dich bewusst für die (serielle) Monogamie entschieden? Oder weil man es so macht?
Welche Vorstellungen hast du von einer Liebesbeziehung? Sprichst du mit potentiellen Partnern darüber, wie du eine Liebesbeziehung gestalten möchtest?

Warum wechseln so viele Menschen oft den Partner oder gehen fremd?
Was wäre, wenn du deine Beziehungen anders denken und leben würdest, als unsere Gesellschaft es als „Standard“ vorgibt? Wie sähen sie dann aus?

Wir werden von Geburt an stark geprägt von Eltern, Schule, Medien, Gesellschaft, Kirche, Politik. Die „monogame Konditionierung“ sitzt tief. Warum halten wir an diesem idealisierten Märchenbild einer monogamen Partnerschaft / Ehe bzw. Kleinfamlie fest, dulden stillschweigend das heimliche Fremdgehen, wenn die Realität zeigt, dass es nicht unsere Natur ist, ein Leben lang monogam zu l(i)eben? Die serielle Monogamie mit „Lebensabschnittsgefährten“ hat sich inzwischen durchgesetzt. „Alles mit einem für immer“, “bis dass der Tod euch scheidet”, ist bei den meisten schon dem Realitätscheck gewichen. Dennoch leben die meisten in (angeblich) monogamen Liebesbeziehungen, ohne sich bewusst dafür entschieden zu haben. Es ist der nicht hinterfragte gesellschaftliche Standard.

Wir lieben zwei Eltern, mehrere Kinder, Geschwister und Freunde, warum nicht mehrere Liebespartner? Warum ist eine Liebesbeziehung für die meisten Menschen höherwertig als eine Freundschaft?

Wie wäre es, wenn wir frei lieben, wie es uns gefällt und für alle Beteiligten ok ist?

Beziehungsvielfalt ist bunt: Offene Beziehung, Polyamorie, Beziehungsanarchie, uvm. Es gibt viele einvernehmliche Alternativen zur Monogamie.
Wie wäre es, wenn jeder das für sich passende Modell bewusst frei wählen und offen, ehrlich und diskriminierungsfrei l(i)eben könnte, egal ob monogam oder einvernehmlich nicht-monogam?

In der Polyamorie besteht die Offenheit, mehrere Liebesbeziehung parallel zu pflegen. Mit Offenheit, Transparenz und Einvernehmen. Es können Dreier-, Viererkonstellationen oder größere Beziehungsgeflechte – sog. Polyküle – entstehen.

Diese Liebesbeziehungen können unterschiedlich gestaltet werden. In der Beziehungsanarchie verschwinden Label und Hierarchien zwischen Liebesbeziehungen und Freundschaften, und jede Beziehung wird individuell nach den Wünschen der Beteiligten gestaltet – insbesondere auch jenseits von gesellschaftlichen Konventionen und patriarchaler Prägung.

Als Basis für solche Formen der Nicht-Monogamie braucht es Konsens (Einvernehmen) aller Beteiligten, Wohlwollen, Selbstverantwortung und eine gute, ehrliche, transparente Kommunikation.

Als Hilfsmittel für die Beziehungsgestaltung empfehle ich das Smorgasbord und das “Non Escalator Relationship Menu”

Wenn du dich für ethische Nicht-Monogamie interessierst und dich mit Gleichgesinnten austauschen möchtest, sind Polyamorie Stammtische eine gute Anlaufstelle. Hier findest du eine Übersichtskarte für Deutschland.

[Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Autorin bzw. Nennung meiner Webseite als Quelle]

Allein friedlich sein genügt nicht – Friedensbiotope

Von Arwén Akpolat

Friedensbiotope sind Orte mit Menschen und anderen Lebewesen, wo Frieden gemeinsam aktiv erforscht und gelebt wird. Dort wird um die Wichtigkeit von innerem Frieden im Verhältnis zum Frieden im Außen gewusst und gerungen (also im eigenen Umfeld bis hin zur ganzen Welt, d.h. in der Mitwelt generell). Es wird auf allen Ebenen (z.B. Lebensmittel und deren Anbau und Herstellung, Kunst & Kultur, Bildung, Architektur, Beziehung Mensch-Tier-Pflanzen-anorganisches Leben-Planet Erde, Spiritualität usw.) geforscht und gelebt, falls das die Gegebenheiten hergeben (z.B. Größe des Geländes, Anzahl der Menschen und inwiefern alle Themen des Lebens in den individuellen Fähigkeiten vorhanden sind, Entwicklungsstand des Gruppenkörpers usw.). Auch fehlende Aspekte sind im Bewusstsein der Gruppe präsent.

Friedensbiotope, die im Geist von Tamera auch folgerichtig „Heilungsbiotope“ genannt werden, entwickeln Alternativen zum geläufigen Konsumleben in patriarchalen Macht-Angst-Strukturen (in denen wir fast überall auf der Erde teilweise seit Tausenden von Jahren leben), leben sie und teilen diese Erfahrungen mit interessierten Menschen.

Friedensbiotope haben unterschiedliche Geschichten, Umsetzungen und Visionen. Was sie eint, ist das Wissen, dass es „so“ nicht weitergehen kann und dass neue Wege gegangen werden wollen. Das schließt tiefe Bewusstseinsarbeit bei jedem Einzelnen ein und gleichzeitig das Verständnis, dass es nur als Gruppe gelingt, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Die Zeit des Individuums (bzw. der Ego-Tripps) ist vorbei; es geht nun um den Gruppenkörper (also der Unterstützung gegenseitig in Wachstumsprozessen, um auf „das Ganze“ zu wirken). Und wer jetzt Angst hat, dass da Zwang, Unterwerfung, Bevormundung usw. angesagt ist, der möge verstehen, dass es im Gegenteil darum geht, dass die Einzigartigkeit eines Jeden mit all der eigenen Fülle gesehen und anerkannt wird. Dass Wunden geheilt werden. Und dass jeder seinen Platz in einer freien Gemeinschaft einnimmt. (Was niemals etwas Statisches ist, sondern immer ein Prozess, da die Prozesshaftigkeit ein Grundprinzip des Lebens ist.)

Friedensbiotope sind miteinander vernetzt, da es diesem Verständnis nach nur miteinander Frieden für alle und überall geben kann.

Friedensbiotope gibt es noch nicht. Doch es gibt viele Projekte wie Tamera, die mit dieser Ausrichtung begründet wurden (und immer mehr werden) und teilweise bereits seit Jahrzehnten Alternativen leben. Diejenigen, die in dieser gewaltreichen Gesellschaftsstruktur in Sachen Friedfertigkeit weit gekommen sind, sind weiterhin in lebendigen gemeinsamen Prozessen am Lernen, Forschen und Leben.

Sie verfügen über Wissen, resultierend aus Erfahrungen, die gerne geteilt werden. So können sich interessierte Menschen an sie wenden, wenn sie Fragen zu einzelnen Themen haben oder auch tief in das Ganze eintauchen wollen. Je nach Größe und Ausrichtung der Gemeinschaft gibt es Kurse vor Ort oder inzwischen alternativ bzw. ergänzend auch online, in denen einzelne Themen beleuchtet werden und „Gemeinschaft auf Zeit“ gelebt werden kann. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit für längere Aufenthalte, in denen man konkret mit anpackt und somit tiefer in das Gemeinschaftsleben eintauchen und damit lernen kann. Und die meisten Gemeinschaften, auch die kleineren, die nicht groß Öffentlichkeitsarbeit machen, kann man bei Interesse einfach kontaktieren. Für wirklich Suchende wird es immer Wege geben, um Verbindung herzustellen.

Und schon diese Fragen zu stellen, ist ein erster Schritt hin zu einer neuen Kultur: „Wie geht Gemeinschaft? Und: Was ist mein Anteil daran? Was könnte er sein?“