Schlagwortarchiv für: Wandel

Rezension von Lic. Theol. Peter Schönhöffer M.A. (Ingelheim)

Ein waschechter Narzisst, der erfolgsverwöhnt und doch leidenschaftlich-umtriebig aus der Perspek­tive eines kritischen Hedonismus schreibt… so gar nichts für mich an und für sich. Und doch sei die Lektüre, die sich wie in einem Sog lesen lässt, tatsächlich für Herz und Verstand, Eros und Logos empfohlen. Hier meldet sich eine fein ausbalancierte Stimme, hinter der im wahrsten Sinne des Wortes ein mit vielen post­modernen Wassern gewaschener Lebenscoach zu erspüren ist – und der – wenn man sich am narziss­tischen Stallgeruch nicht stört, eine Menge zu sagen hat, was viele tiefreichend angeht.

Wir stehen wohl gesellschaftsgeschichtlich gesehen tatsächlich an einem Punkt, den Heike Pourian von „sensing the change“ nüchtern so bezeichnet: „Lange konnten wir den Schmerz nicht erkennen, den wir mit unserer Zivilisation verursacht haben. Nun beginnen wir, das wahrnehmen zu können.“ Wenn dem so sein sollte, dann ist dieses Buch indes wie eine immerfort Nachdenkenswertes hervorsprudelnde Quelle auf dem Weg dorthin. Es schaut sich den Zusammenhang von Depression und fehlender Sakralität an, geht (ganz der Hedonist!) auf eine „postreligiöse Spiritualität“ zu, entwickelt einige in der Tat beeindruckende Facetten davon, lädt das „Schwert der Klarheit ein“, bleibt nicht bei Halbheiten stehen und ruft voller Glauben an deren Veränderungsfähigkeit alle aktiven Männer und Frauen als ekstatische Wesen, die sie sind, in einer geradezu mitreißenden Weise dazu auf, nicht länger weit unter ihren Potenzialitäten zu verbleiben; selbst wenn das 10.000 Jahre aus uns lastende Patriarchat noch tief in uns sitzt und seine Nachwirkungen uns nicht einfachhin freigeben werden.

Auf diesem Weg lockt er sogar achtungsvoll den Wert alter Traditionen in neuem Gewand hervor und nimmt sich neben einer zuweilen tiefreichenden Kritik an zu kurz greifendem Feminismus und Konflikten aus dem Weg gehender psychospiritueller Szene auch die Zeit, auf eine sensible Weise, taugliche männliche Vorbilder zu zeichnen, die „nicht im Vorgarten der neuen Heiligtümer sitzen bleiben“ werden. So enthält das in kürzester Zeit bereits in dritter Auflage erscheinende Werk eine wertvolle Fülle an sehr lebens­praktisch evoziertem „Zukunftswissen“, immer wieder herausfordernd-zupackende rhetorisch ange­schärfte Passagen, eine kristallklare Sprache und einen spannungsvollen Erkenntnisweg. Selbst ohne in einem tie­feren Sinn wissenschaftlich fundiert daherzukommen, kann man ganz offensichtlich eine Menge aufregen­den Erkenntnis­gewinn gebären und Stoff zur weiteren Auseinandersetzung bieten, der an vielen Stellen ge­radezu weisheitliche Qualitäten erreicht und Leser, Leserin und LGBTQI+-community stets nicht so einfach davonkommen lässt.

business-and-spirit® · Integrale Unternehmens- und Personalentwicklung

Von Theresia Maria Wuttke

Co-Creation lautet das Gebot der Stunde, dem wir uns in der integralen Unternehmens- und Personalentwicklung verschrieben haben: Vom Ich zum Du zum Wir.
Das hat einen einfachen Grund. Noch nie war es so wesentlich, miteinander mit Empathie, Achtsamkeit und Mitgefühl unterwegs zu sein.

Veränderungen in Lichtgeschwindigkeit

Gerade erleben wir landauf, landab und global: „In dieser weltumspannenden Krise ist nichts mehr so wie es war.“ Unternehmen suchen derzeit nach neuen Ansätzen und Methoden, um Lösungen zu entwickeln, die schon im nächsten Augenblick hinfällig sein können. Dabei scheinen sich Kundenbedürfnisse in „Lichtgeschwindigkeit“ zu ändern. Diese Krise wirkt in Menschen und Unternehmen auf allen Ebenen: in Körper, Geist und Seele. Die bisher erfahrene Sicherheit über tragfähige Strategien erweist sich als trügerisch.

Wo ist der Kompass, der mir sagt, was ist mein Fundament, wo geht es lang? Zumal sich täglich die ohnehin variablen Bedingungen ständig verändern: Ob in den Marktbedingungen, den Wertschöpfungsketten, den umliegenden Krisenherden, den Klimaeinflüssen, schwankenden Währungskursen, in unseren Beziehungsgeflechten oder durch neue Technologien.  All das verändert unser menschliches Miteinander und die Wirtschaft derart schnell, dass traditionelle Ansätze nicht mehr greifen.

Co-Kreation ersetzt Konkurrenz

Die Dynamik der Märkte, umfassende Globalisierungsprozesse und die Auswirkungen der Krise fordern von Unternehmen eine vollumfängliche Neuorientierung. Da steht die Haltung uns selbst und anderen gegenüber auf dem Prüfstand. Win-Win rückt in den Vordergrund, nur diesmal in viel größeren Dimensionen.

Statt Konkurrenz lautet die Einladung Co-Kreation. Neues Denken und Handeln auf der Grundlage von Kern-Werten, die verbindlich umgesetzt werden, sind gefragt. Die Kompassnadel zeigt in Richtung Neuorientierung und Neuausrichtung zum Wohle aller. Nichts ist mehr so wie es war. Hierin liegt die Chance der Transformation zu etwas Größerem.

Von der persönlichen Größe zur Führungsgröße zur Unternehmensgröße.

Dabei ist die wahre Größe gemeint, die in jedem Menschen anwesende Größe. Alles ist miteinander verbunden, das ließ uns Max Planck schon im Jahr 1944 wissen, als er in Florenz vom gemeinsamen Quantenfeld, dem alles was ist, sprach, das alles miteinander verbindet.

Wie der Mensch ist ein Unternehmen eine Ganzheit.

Vor diesem Hintergrund verstehen wir ein Unternehmen als ein lebendiges, offenes System, das zwischen den verschiedenen Prozessen interagiert. Es bedarf einer klaren Unternehmensarchitektur, die neben dem betriebswirtschaftlichen Ansatz das Verstehen menschlicher Entwicklung ebenso im Blick hat. Deshalb nutzen wir die integrierende Kraft des Systemansatzes im Spannungsfeld von Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

„Das Große ist nicht, dies oder das zu sein, sondern man SELBST zu sein“ Soren Kierkegaard

Das gilt für Mensch und Unternehmen gleichermaßen.

Vom Wesens-Kern zum Unternehmens-Kern. In jedem von uns sind die vier Grundbedürfnisse „Leben, Entfaltung, Zugehörigkeit und das Bedürfnis nach Sinn“ als treibende Kräfte angelegt, die von und durch uns selbst erfahren und erfüllt werden wollen. Was so einfach klingt ist GRUND-legend. Es gilt, dem Ruf zu folgen (Be-rufung), was in uns „hineingelegt worden ist“ und in uns „tönt“. Wir alle sind Samen, die sich zu dem entwickeln können, was unser in uns „hineingelegtes“ Potenzial ist. Etwas anderes ist nicht möglich. Denn die evolutive Kraft des Lebens will sich entfalten, will sich ausdrücken und in Form bringen. Hierzu dienen der Entwicklungsbaum und der Unternehmensbaum als Metapher, die wir als Graphik hinterlegt haben.

Doch diese Kraft braucht eine klare, natürliche Struktur, sprich eine Unternehmensarchitektur, um auf festem Boden zu stehen. Es gilt, die weichen Faktoren – den „Spirit“ – mit der Struktur (der Form / harte Faktoren) zu verbinden. Führung und Management sind zwei Seiten einer Medaille: Das Individuelle des Einzelnen verbunden mit dem Gesamten des Unternehmens. Alles findet in dieser Ordnung seinen Platz. Vom Wesens-Kern zum Unternehmens-Kern, so lauten die ersten Schritte, wenn ein Unternehmen sich öffnet, dem Spirit Raum zu geben. Hier geht es nicht nur um neue „Methoden“, sondern um die Haltung, das Schöpfungsprinzip und seine Art zu erschaffen, wahrzunehmen und in der Natur zu entdecken, was organisches Wachstum bedeutet.

Der Dreiklang „vom Kern zur Pflanze zur Frucht“, um wieder neu zu beginnen, findet sich auch in der integralen Unternehmensentwicklung wieder.

Das schaut dann so aus:

Der Kern des Unternehmens ist seine klar umrissene Unternehmensphilosophie und Mission, die es zu bewahren gilt. Sie wird von menschlichen Grundwerten getragen und geht weit über den materiellen Gewinn hinaus.

Wir gestalten den sozial-ökologischen Wandel als Mit-Schöpfer des Prinzips allen Lebens und schaffen Raum für die Entfaltung des integralen Bewusstseins in Unternehmen mit all seinen mitwirkenden Menschen. Wir gehen von der Ganzheit des Menschen aus: Der Einheit von Körper, Geist und Seele. Ganzheit muss nicht werden, Ganzheit ist.

In diesem Prozess liegt das tragende Fundament des Unternehmens in seinen Kern-Werten, die Basis auf dem es steht und in denen es unverrückbar verankert ist. Die Kern-Werte jedes Einzelnen sorgen im Unternehmen dafür, dass ein lebendiger Geist (Spirit) dieses Unternehmen nährt und für eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Mensch und Unternehmen sorgt.

Es entsteht eine enorme innere Kraft, wenn sich die Unternehmensenergie klar nach dem Spirit ausrichtet und in allen Mitarbeitern/innen ein Bewusstsein dafür entsteht, wie sich ihr Leben entwickelt: Von innen nach außen und von außen nach innen. Vom Kleinen zum Großen.

„Den Kern bewahren, die Weiterentwicklung fördern.“

Wenn wir uns entscheiden, der Ordnung, die allem Leben innewohnt, also dem Schöpfungsprinzip, zu folgen, zeigt sich uns die Architektur unserer SELBST und die eines integralen Unternehmens.

Vom Ich zum Du, vom Du zum Wir: Gemeinsam mit anderen Unternehmern und deren Mitarbeitern kreieren wir neue Formen der Zusammenarbeit: ein Business von Co-Creation und Selfempowerment. Der Schlüssel liegt in der Hin-Gabe an das Große, das Unnennbare, getragen von gegenseitiger Wertschätzung, Vertrauen, Unterstützung und Liebe.

Es ist eine Einladung an uns, sich als Teil des Ganzen zu verstehen und durch die gelenkte Absicht, Wort und Handlung bewusst Mitschöpfer einer Zivilisation der Liebe zu sein.

Die Chancen der Krise JETZT! nutzen

Der Herr sprach: Und am siebten Tag sollst Du ruhen…
Keine Angst, jetzt kommt keine Predigt. Eher ein Gedankenspiel über die unglaublichen Chancen der aktuellen C-Krise, über ein Jahr der Ruhe und über den konkreten Vorschlag für ein Sabbatjahr, für eine kleine Revolution …

Von Fritz Lietsch

Fritz Lietsch ist seit über 30 Jahren aktiver Zukunftsgestalter, Chefredakteur des Entscheidermagazins forum nachhaltig Wirtschaften, gefragter Moderator und Key Note Speaker sowie Initiator der Kampagne #VerantwortungJetzt!
Er will die Coronakrise zur Chance machen und fordert: „Rettungsgelder richtig nutzen!“ Finanzhilfen ja. Aber nicht, um nach der Krise genauso weiterzumachen, wie vorher. Helfen Sie mit, die Krise als Chance für den Wandel zu nutzen. Seine Forderung: „Nachhaltiges Leben und Wirtschaften muss zum Standard für die Zukunft werden.“

Kontaktiert ihn bei Fragen gerne unter f.lietsch@forum-csr.net bzw.  +49 (0)171-211 8884.


Für viele Menschen ist jetzt Ruhe eingetreten. Leider ungewollt, verursacht durch einen Virus. Für manchen ist dieser Zustand der Ruhe beängstigend. Aber vielleicht ist das, was uns die gegenwärtige Krise zeigt, ein großes Geschenk. Eine Chance für einen Neubeginn.

Wer mit mir die Chancen dieser Krise untersuchen und helfen will, die daraus entstehenden Möglichkeiten zu ergreifen, sollte weiterlesen und dabei sein bei  #VerantwortungJetzt! Weiterlesen

Leo hält nichts von dem ganzen Öko-Zeugs. Aber er mag Mona, die bei Transition ist und an der Verschönerung ihrer Stadt arbeitet:

Asrid Raimann wollte wissen, was Menschen dazu bewegen könnte, ihre Stadt zu verwandeln: “Ich bin zum Schuster gegangen und habe ihn gefragt, was seiner Meinung nach passieren müsste, damit die Stadt zur Transition Town wird. (Schuster wissen immer alles.) Er meinte: ‘Nix. Da gibts nix. Die werden sich in hundert Jahren nicht ändern. Die sind einfach zu dumm.’ Weil ich das nicht glaube, hab ich einen Comic gemacht: MOSCHBERG. Und darin die Geschichte von Mona und Leo.“

Wir brauchen eine radikale Änderung unserer Wirtschafts- und Lebensweise

Ein Zwischenruf von Bernd Winkelmann / Akademie für solidarische Ökonomie

Folgenden Zwischenruf halten wir für eine ausgezeichnete, klare und übersichtliche Zusammenfassung des Status Quo und der sich daraus ergebenen – ökoligenten – Konsequenzen:

I. Worum es geht

1. „Wenn die Alten taub sind und blind, werden die Kinder schreien und ihnen die Augen öffnen!“
(„Des Kaisers neue Kleider“, Bibel Ps. 8,3).
Genau das geschieht in dieser Zeit: Greta Thunberg hat mit ihrem Schülerstreik Fridays for Future eine
Bewegung ausgelöst, in der tausende Kinder und Jugendliche gegen eine halbherzige Umweltpolitik protestieren.
In Folge sind tausende Wissenschaftler als Scientists for Future aus ihrer Zurückhaltung ausgestiegen
und bestätigen, dass es keine lebenswerte Zukunft auf unserer Erde gibt, wenn wir nicht jetzt eine
radikale Änderung unserer Wirtschafts- und Lebensweise einleiten.(1)

2. Die gravierendsten Symptome einer drohenden ökologischen Katastrophe sind:

  • Der Klimawandel: Um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsste der weltweite CO2-
    Austoß jährlich um 6% reduziert werden. Doch er steigt jährlich um 3%. Bleibt es bei dieser Entwicklung,
    könnte die Erdtemperatur am Ende des Jahrhunderts um 3-4 Grad gestiegen sein.(2) Um das zu verhindern,
    bleibt uns für unser Handeln ein Zeitfenster von ca. 10-15 Jahren. (3)
  • Das Artensterben: Seit 1970 ging die Zahl der wildlebenden Wirbeltiere weltweit um ca. 60% Prozent
    zurück. Besonders gravierend ist das Insektensterben; der Schwund der Insektenbiomasse liegt zwischen
    40 und 80%. Damit verliert das Biosystem unserer Erde das wohl wichtigste Standbein seiner Stabilität
    und Fruchtbarkeit. Hauptverursacher ist die Chemisierung der Landwirtschaft.(4)
  • Hinzu kommt der Verlust an Wäldern, an Ackerland, an Trinkwasserressourcen und unwiederbringlichen
    Bodenschätzen, die Versauerung und Vermüllung der Meere, das weitere Bevölkerungswachstum.
    Nach Erkenntnissen der Evolutionswissenschaften hat es eine so schnelle und umfangreiche Beschädigung
    unseres Erdsystems nur bei großen Asteroideneinschlägen gegeben, zuletzt beim Aussterben der
    Dinosauriere vor 65 Mil. Jahren.

3. Hinter diesen Symptomen steht das viel umfassendere Problem: Die generelle Überlastung des Ökosystems
durch uns Menschen. Sie wird deutlich am Ökologischen Fußabdruck, der die Belastungsgrenze unseres
Erdsystems ausweist. Er liegt weltweit um etwa das 1,7-fache, in Deutschland um das 3-4-fache
über dem für unsere Erde verträglichen Maß. Diese Überlastung unseres Ökosystems kommt aus dem
entgrenzten Wachstum in der Bewirtschaftung unserer Erde. Das schafft uns in den entwickelten Industrienationen
einen nie dagewesenen Überfluss an materiellen Gütern, mit dem wir aber nicht nur das Ökosystem
empfindlich überlasten, sondern auch die Lebensmöglichkeiten unserer Kinder und Enkel berauben.
Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Kenneth E. Boulding, USA, stellt fest: „Jeder, der glaubt,
dass exponentielles Wachstum für immer weitergehen kann in einer endlichen Welt, ist entweder ein Verrückter
oder ein Ökonom.“

4. Damit verbunden ist eine weitere Irrsinnigkeit unserer Zivilisation: die ausbeuterischen Bereicherungswirtschaft
der Mächtigen: Der Wohlstand der reichen Industrieländer ist nur zu 50-60% durch eigene
Leistung erarbeitet, ansonsten durch die Ausbeutung der Natur und anderer Völker. So ist das Vermögen
der Milliardäre im Jahr 2018 um 12% gestiegen, während das Vermögen der unteren Hälfte der Weltbevölkerung
um 11% gesunken ist. Die 26 reichsten Menschen der Welt verfügen über so viel Nettovermögen
wie die arme Hälfte der Weltbevölkerung.(5)

Deutlich ist: unser Wirtschaftssystem hat zwar nie dagewesene Reichtümer geschaffen, aber mit dieser
Bereicherung hat es in eine noch nie dagewesen Krise der menschlichen Zivilisation geführt.
Bleibt es bei dieser Entwicklung, kommt es in den nächsten Jahrzehnten mit den ökologischen Verwerfungen
auch zu schweren sozialen und politischen Verwerfungen, zu Hungeraufständen, zu Massenmigrationen,
zu Rohstoffkriegen, zu weltweiten Zusammenbrüchen (H. Lesch „Die Menschheit schafft sich ab“)

5. Immer mehr setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Ursachenfrage zur Systemfrage wird. Das heißt:
Wir können die Fehlentwicklung unsere Gesellschaft nur überwinden, wenn wir „radikal“, also von den
Wurzeln (radix), den zerstörerischen Ursachen her das vorherrschende System hinterfragen – so wie es
Greta Thunberg in Kattowitz tat. Graeme Maxton, ehemaliger Generalsekretär des Club of Rome stellt
fest: „aus dem gegenwärtigen System ist es nicht möglich, eine nachhaltige Wirtschaft zu entwickeln… Die
Zielrichtung muss systemisch verändert werden.“(6) Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber stellt
fest: „Wir müssen unsere Zivilisation neu erfinden.“(7)

Die Systemfrage stellen heißt, herausfinden, 1. was in unserer Wirtschaftsweise systemisch zu deren
Fehlentwicklungen führt, 2. was im System umgebaut werden muss, damit diese Fehlentwicklungen
überwunden werden. Die Systemfrage muss auf der mentalen und strukturellen Ebene gestellt werden.

6. Die Ursachen auf mentaler Ebene liegen in einem einseitigen materialistischen Verständnis von Leben:
gutes Leben wird mit viel Haben verwechselt (Erich Fromm): Besitzstandswahrung, immerwährendes
Wachstum und Wohlstandsmehrung, Sich-immer-mehr-leisten-können gelten als höchste Güter, obwohl
die meisten Menschen wissen, dass sie davon nicht glücklich werden, sondern Werte wie Vertrauen,
Wertschätzung, Empathie und Gemeinschaft viel wichtiger sind (Gerald Hüther).

7. Die Ursachen auf struktureller Ebene liegen in den Leitprinzipien der kapitalistischen Wirtschaftsweise:
Wirtschaft habe in erste Linie der Mehrung von Kapital in Privatverfügung zu dienen. Aus Kapital muss
mehr Kapital werden, das wieder gewinnträchtig angelegt werden muss – angefeuert vom Profitstreben
und Konkurrenzdruck. Darum muss Wirtschaft fortwährend wachsen. Im kapitalistischen Wirtschaftsprinzip
liegt somit der systemische Hauptantrieb für den Wachstumszwang unseres Wirtschaftssystems und
damit für das Überschreiten des ökologischen Fußabdrucks und die Ausbeutung der Völker.
Der Philosoph Richard David Precht stellt fest: Der „Kapitalismus“, der immer „wachsen muss“, „wird wohl
in diesem Jahrhundert die Erde weitgehend unbewohnbar machen.“(8)
Der Befreiungstheologe Leonardo Boff mahnt immer wieder: Erst wenn wir den Kapitalismus als Schlüsselursache
für unsere zivilisatorische Krise erkennen, können wir diese Krise bewältigen.(9)
Die Elite in Wissenschaft, Kultur, Religionen und Zivilgesellschaft sollten endlich den Mut haben, das
Kind beim Namen zu nennen, d.h. die kapitalistische Wirtschaftsweise als Fehlkonstruktion (Krebsschaden)
unserer Gesellschaft zu entlarven.

8. Wir brauchen tatsächlich eine „Neuerfindung unserer Zivilisation“, eine radikale Änderung unserer Zielvorstellungen,
unserer Lebensweise und ökonomischen Ordnungsstrukturen.
Ziel allen Wirtschaftens kann nicht der höchstmögliche Profit in Privatverfügung der Wenigen sein,
sondern die Erstellung nützlicher Produkte, Dienstleistungen und sinnvoller Arbeitsplätze
– dies in unbedingter Bewahrung unseres Ökosystems, in gerechter Teilhabe aller, in der Entwicklung
eines zukunftsfähigen Gemeinwesens.

9. Vor allem muss die Wachstumsökonomie in eine Gleichgewichtsökonomie transformiert werden, in der
sich unser Wirtschaften auf unter 100% der ökologischen Belastungsgrenze einpendelt. Das geht nicht
ohne eine zwischenzeitliche Schrumpfungsökonomie, eine Verringerung des Material- und Energiedurchsatzes
auf allen Gebieten.

10. Das geht nicht ohne eine Entschleunigung der wirtschaftlich-technologischen
Entwicklung. Und das geht wiederum nicht ohne Verzichte auf Bequemlichkeiten und Wohlstandsprivilegien,
die durch die Ausplünderung der Natur und durch Ausbeutung anderer Völker zustande kommen
und uns zudem innerlich verarmen lassen. Das wird an einigen Punkten wehtun, aber nur so zu einem erfüllterem
Leben befreien und Zukunft ermöglichen.

II. Was konkret geschehen muss

1. Notwendige Reformschritte im System der Sozialen Marktwirtschaft

  • Verabschiedung vom Irrglauben ständigen wirtschaftlichen Wachstums
  • Primat der Politik gegenüber der Wirtschaft durchsetzen
  • Machtbegrenzung und hohe Besteuerung der Weltkonzerne; Finanztransaktionssteuer u.ä.
  • Aufgabe schädlicher Subventionen, z.B. der Kohle- und Atomindustrie, des Flugbenzins u.a.
  • Umstieg auf Kreislaufwirtschaft, Durchsetzung des Verursacherprinzips
  • Durchsetzung von konsequenten Ökosteuern, z.B. CO2-Steuer, Plastiksteuer u.ä.
  • Schnellstmöglicher Umstieg auf regenerative Energie, drastische Senkung des Energieverbrauchs
  • Umstieg und konsequente Förderung der biologischen Landwirtschaft
  • Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
  • Entprivatisierung der Öffentlichen Güter

2. Handlungsmöglichkeiten der Einzelnen:

  • Das eigene materielle Verbrauchen von Ressourcen und Gütern so gering wie möglich halten
  • Wo möglich, gemeinsames Nutzen, reparieren statt neu kaufen und alles für sich haben wollen
  • Drastisches Reduzieren oder Vermeiden von Flugreisen
  • Umstieg auf die kleinsten PKWs, Elektroauto, Fahrrad, Bahn und öffentlichen Nahverkehr
  • Möglichst biologische Nahrungsmittel, fleischreduzierte Ernährung
  • Kritischer Einkauf von Textilien und im Ausland produzierten Gütern (Herstellung, Fairer Handel)
  • Unterstützen von Initiativen, Gruppen und Parteien, die in dieser Richtung wirken.

Merke: In alldem müssen wir nicht perfekt sein. Die Änderung der Sichtweise, die Anfänge und kleinen
Schritte sind entscheidend für eine andere Politik und zivilisatorische Wende.

3. Entwicklung einer Postkapitalistischen Ökonomie

Die Änderungen im bisherigen System und in der Lebensweise der Bürger werden allein die systemischen
Fehleinstellungen unserer Wirtschaftsweise nicht überwinden. Nötig ist vielmehr,
das Wirtschaftsprinzip ständiger Kapitalakkumulation hinter sich zu lassen und die kapitalistischen
Abschöpfungs-, Bereicherungs- und Externalisierungsmechanismen aus den Wirtschaftsabläufen herauszunehmen
und durch nachhaltige, solidarisch-kooperative Wirtschaftsstrukturen zu ersetzen.
Die wichtigsten Systemveränderungen wären in etwa:

  • eine neue Finanzordnung, Abschaffung des Kapitalzins und der spekulativen Geldgeschäfte; das Bankensystem
    als reine Dienstleistung in öffentlicher Hand, in dem keine Gewinne erzielt werden;
  • eine Eigentumsordnung, in der Eigentum zum eigenen Lebensunterhalt aber nicht mehr zur leistungslosen
    Abschöpfung fremder Leistung genutzt werden kann (z.B. Wuchermieten); in der Grund und Boden
    wieder in Gemeineigentum übergehen;
  • eine partizipatorische Unternehmensverfassung, in der ökologische, soziale und gemeinwohlorientierte
    Kennzahlen in die Bilanzrechnung der Unternehmen eingeführt und eine demokratische Teilhabe aller
    am Unternehmen Beteiligten realisiert wird;
  • ein leistungsgerechtes und solidarisches Lohnsystem, in dem die Entlohnung a l l e r nach Tarifen in
    einer Spreizung von maximal bis zu 1:10 gezahlt und Mindestlöhne gewährt werden;
  • eine neue Arbeitskultur, in der die schwindenden Arbeitsplätze durch Absenken der Regelarbeitszeit so
    geteilt werden, dass jeder Arbeitsfähige Erwerbsarbeit findet und neben der Erwerbsarbeit Eigenarbeit
    und Gemeinwohlarbeit als gleichwertig gelten und gelebt werden können.

Auf dem Weg dorthin gibt es schon heute eine Fülle von theoretischen Entwürfen, von praktizierten Modellen
und Bewegungen. Die Akademie Solidarische Ökonomie hat in ihren Büchern und Bausteinen den Entwurf
einer postkapitalistischen Ökonomie skizziert. Die Degrowth-Bewegung, die Postwachstumsgesellschaft
Jena, die Initiative Neue Ökonomie, die Gemeinwohlbewegung, die Potenzialentfaltungsakademie und viele
weitere neue kulturelle Bewegungen sind eine Fundgrube zukunftsweisender Potenziale.

Die drohende Umweltkatastrophe und die kommenden Migrationsströme geben uns nur noch eine kurze
Zeit, den Systemwechsel einzuleiten. „Wer zu spät kommt, den straft das Leben!“ (Michael Gorbatschow).

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1 Pressekonferenz der Initiative Scientists for Future https://www.scientists4future.org/presse/
2 Jürgen Tallig: https://earthattack-talligsklimablog.jmdofree.co/
3 Weltklima-Sonderbericht: https://www.de-ipcc.de/256.php
4 UN-Bericht zum Artensterben 2019; www.bund-rvos.de/artensterben; www.nabu.de/news/2017/10/23291.html;
5 Oxfam-Bericht 2019 siehe z.B. https://www.wsws.org/de/articles/2019/01/23/pers-j23.html
Auch zum Weitergeben gedacht!
6 https://www.riffreporter.de/klimasocial/schulzki-haddouti-graeme-maxton-change-klimakrise/
7 https://www.deutschlandfunk.de/klimaforscher-schellnhuber-wir-muessen-unsere-zivilisation.697.de.html
8 In „Jäger, Hirten, Kritiker“ S. 248
9 Z.B. in „Zukunft für die Mutter Erde“ 2012
10 Ulrich v. Weizsäcker in „Wir sind dran. Club of Rome: Der große Bericht…“

„Die  Große Transformation  beschreibt einen massiven
ökologischen, technologischen, ökonomischen, institutionellen
und kulturellen Umbruchprozess zu  Beginn des 21. Jahrhunderts.“
Uwe Schneidewind in
„Die Große Transformation – Eine Einführung in die Kunst
des gesellschaftlichen Wandels“

Ich fürchte, dass die folgenden Gedanken vielen Menschen Angst machen werden. Aber wir kommen nicht darum herum, sie zu denken, zu fühlen, zu spüren und in die Tat umzusetzen. Bobby Langer

Von unserem Verhalten in den nächsten Jahrzehnten hängt die Zukunft des planetaren Ökosystems ab. Was ansteht, ist der Schritt aus der Pubertät der Menschheit hin zu ihrem Erwachsenwerden: der Große Wandel. Der pubertäre Mensch denkt an sich, der erwachsen werdende Mensch übernimmt Verantwortung für die Weltgemeinschaft aller Lebewesen und für den Planeten. Und er weiß um sein Eingebettetsein. Weiterlesen

Das Mädchen macht wirklich keinen Spaß.  Und Greta ist alles andere als goldig. Wenn sie mit Zähnen statt mit Lippen sprechen könnte, sie täte es: “Why should I be studying for a future, that soon will be no more? When no one is doing anything what so ever to save that future?”

Ihre Rede in deutscher Übersetzung:

Als ich etwa 8 Jahre alt war, hörte ich zum ersten Mal von etwas, das als Klimawandel und globale Erwärmung bezeichnet wird. Anscheinend war das etwas, was wir Menschen durch unsere Lebensweise geschaffen hatten. Mir wurde gesagt, ich solle das Licht ausschalten, um Energie zu sparen und Papier recyceln, um Ressourcen zu sparen. Ich erinnere mich, dass es mir sehr seltsam erschien, dass Menschen, die ja nur eine Tierart unter anderen sind, in der Lage sein könnten, das Klima der Erde zu verändern. Denn wenn wir dazu fähig wären, dann würden wir nichts anderes mehr reden. Sobald man den Fernseher einschaltete, würde sich alles um den Klimawandel drehen. Schlagzeilen, Radio und Zeitungen – man würde nichts anderes hören oder lesen. Als ob ein Weltkrieg ausgebrochen wäre. Aber niemand sprach jemals darüber. Wenn die Verbrennung fossiler Brennstoffe so übel war, dass sie unsere Existenz bedrohte, wie könnten wir dann einfach weitermachen wie bisher? Warum gab es dann keine Einschränkungen? Warum wurde so ein Handel nicht unter Strafe gestellt? Für mich ergab das keinen Sinn. Es war zu unwirklich.

Als ich elf Jahre alt war, wurde ich krank. Ich fiel in Depressionen, ich hörte auf zu reden, und ich hörte auf zu essen. In zwei Monaten habe ich etwa zehn Kilo Gewicht verloren. Später wurde bei mir das Asperger-Syndrom, eine Zwangsstörung und selektiver Mutismus diagnostiziert. Das bedeutet im Grunde genommen, dass ich nur dann spreche, wenn ich es für notwendig halte. Jetzt ist einer dieser Momente.

Für diejenigen von uns, die zu diesem Spektrum gehören, ist fast alles schwarz oder weiß. Wir sind nicht sehr gut im Lügen und nehmen normalerweise nicht gerne an den sozialen Spielen teil, die der Rest von euch so gerne spielt. Ich denke, in vielerlei Hinsicht sind wir Autisten die Normalen und der Rest der Leute ist ziemlich seltsam, besonders wenn es um die Nachhaltigkeitskrise geht, da es doch immer wieder heißt, der Klimawandel sei eine existenzielle Bedrohung und wäre das wichtigste Thema von allen. Und doch machen sie alle einfach weiter wie bisher.

Ich verstehe das nicht, denn wenn die Emissionen aufhören müssen, dann müssen wir mit den Emissionen aufhören. Für mich ist das schwarz oder weiß. Es gibt keine Grauzonen, wenn es ums Überleben geht. Entweder gibt es uns noch als Zivilisation oder eben nicht. Wir müssen uns ändern.

Reiche Länder wie Schweden müssen damit beginnen, die Emissionen jedes Jahr um mindestens 15 Prozent zu reduzieren. Dann können wir unter dem Zwei-Grad-Erwärmungsziel bleiben. Doch wie die IPPC kürzlich gezeigt haben, würde ein Ziel von 1,5 Grad Celsius die Klimaauswirkungen deutlich reduzieren. Was das für die Reduzierung der Emissionen bedeutet, können wir uns nur ausmalen.

Man könnte meinen, dass die Medien und unsere Führer über nichts anderes reden würden. Aber sie erwähnen es nicht einmal. Auch die bereits im System eingeschlossenen Treibhausgase werden nicht erwähnt. Auch nicht die Tatsache, dass die Luftverschmutzung einen Teil der Erwärmung verbirgt, so dass wir bereits ein zusätzliches Erwärmungsniveau von vielleicht 0,5 bis 1,1 Grad Celsius haben, wenn wir aufhören fossile Energieträger zu verbrennen. Darüber hinaus spricht kaum jemand davon, dass wir uns inmitten des sechsten Massensterbens befinden und jeden Tag bis zu 200 Arten aussterben; dass die Aussterberate heute zwischen tausend und zehntausend Mal höher ist als das, was als normal angesehen wird. Auch spricht niemand jemals über den Aspekt der Gleichheit oder der Klimagerechtigkeit, der überall im Pariser Abkommen klar zum Ausdruck kommt und der absolut notwendig ist, damit Klimaschutz weltweit funktioniert. Das bedeutet, dass die reichen Länder innerhalb von sechs bis zwölf Jahren bei der heutigen Emissionsgeschwindigkeit auf Null Emissionen kommen müssen. Und zwar so, dass die Menschen in den ärmeren Ländern die Möglichkeit haben, ihren Lebensstandard zu erhöhen, indem sie die Infrastruktur erhalten, die wir bereits gebaut haben, wie Straßen, Schulen, Krankenhäuser, sauberes Trinkwasser, Strom und so weiter. Denn wie können wir erwarten, dass sich Länder wie Indien oder Nigeria um die Klimakrise kümmern, wenn wir, die wir bereits alles haben, uns keine Sekunde darum kümmern oder um unsere tatsächlichen Verpflichtungen gegenüber dem Pariser Abkommen.

Also: Warum reduzieren wir unsere Emissionen nicht? Warum steigen sie eigentlich immer noch an? Verursachen wir wissentlich ein Massensterben? Sind wir böse? Nein, natürlich nicht. Die Menschen tun immer wieder das, was sie tun, weil die überwiegende Mehrheit keine Ahnung von den tatsächlichen Folgen unseres Alltags hat. Und sie kennen die schnellen Veränderungen nicht, die erforderlich sind. Wir alle wissen, dass wir wissen und wir denken, dass jeder weiß, aber wir wissen es nicht. Denn wie könnten wir das tun? Wenn es diese Krise wirklich gäbe und wenn sie durch unsere Emissionen verursacht würde, würden Sie zumindest einige Anzeichen sehen; nicht nur überflutete Städte, Zehntausende von Toten und ganze Nationen, die zu Haufen von zerstörten Gebäuden nivelliert werden. Ihr würdet einige Einschränkungen sehen. Aber nein. Und niemand spricht darüber. Es gibt keine Notsitzungen, keine Schlagzeilen, keine Nachrichten, niemand tut so, als befänden wir uns in einer Krise. Selbst die meisten Klimaforscher und grünen Politiker fliegen immer wieder um die Welt, essen Fleisch und Milchprodukte.

Wenn ich hundert Jahre alt werde, werde ich im Jahr 2103 leben. Wenn man heute an die Zukunft denkt, denkt man nicht über 2050 hinaus. Bis dahin werde ich im besten Fall nicht einmal die Hälfte meines Lebens gelebt haben. Was passiert als nächstes? Im Jahr 2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Wenn ich Kinder oder Enkelkinder habe, werden sie vielleicht diesen Tag mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich nach Euch fragen, den Leuten aus dem Jahr 2018. Vielleicht werden sie fragen, warum Ihr nichts getan habt, als noch Zeit zum Handeln war. Was wir jetzt tun oder nicht tun, wird sich auf mein ganzes Leben und das Leben meiner Kinder und Enkelkinder auswirken. Was wir im Moment tun oder nicht tun, können ich und meine Generation in der Zukunft nicht rückgängig machen.

Als die Schule im August dieses Jahres begann, entschied ich, dass es genug war. Ich habe mich vor dem schwedischen Parlament auf den Boden gesetzt und einen Schulstreik für das Klima gemacht. Einige Leute sagen, dass ich stattdessen in der Schule sein sollte, andere sagen, dass ich studieren sollte, um Klimawissenschaftler zu werden, damit ich die Klimakrise lösen kann. Aber die Klimakrise ist bereits gelöst. Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Alles, was wir tun müssen, ist aufzuwachen und uns zu verändern. Und warum sollte ich für eine Zukunft studieren, die bald nicht mehr sein wird? Wenn niemand irgendetwas tut, um diese Zukunft zu retten? Und was nützt es, Fakten in diesem Schulsystem zu lernen, wenn die wichtigsten Fakten der besten Wissenschaften desselben Schulsystems unseren Politikern und unserer Gesellschaft eindeutig nichts bedeuten?

Einige Leute sagen, dass Schweden nur ein kleines Land ist und dass es keine Rolle spielt, was wir tun. Aber ich denke, wenn ein paar Kinder Schlagzeilen auf der ganzen Welt machen können, nur weil sie ein paar Wochen nicht zur Schule gehen, stellen Sie sich vor, was wir alle zusammen tun könnten, wenn wir wollten.

Jetzt sind wir zusammen fast am Ende meines Vortrags. An diesem Punkt fangen die Leute normalerweise an, über Hoffnung, Sonnenkollektoren, Windkraft, Kreislaufwirtschaft und so weiter zu reden. Aber ich werde das nicht tun. Wir haben dreißig Jahre lang aufmunternde Gespräche geführt und positive Ideen verkauft. Es tut mir leid, das funktioniert nicht. Wenn es das getan hätte, wären die Emissionen längst gesunken. Das sind sie nicht.

Und ja, wir brauchen Hoffnung. Natürlich tun wir das. Aber das Einzige, was wir mehr als Hoffnung brauchen, ist Handeln. Sobald wir anfangen zu handeln, ist Hoffnung überall. Anstatt also nach Hoffnung zu suchen, sucht nach Taten. Dann, und nur dann, wird die Hoffnung kommen. Heute verbrauchen wir jeden Tag 100 Millionen Faß Öl. Die einzige Politik, die das ändert – es gibt keine Regeln, um das Öl im Boden zu halten. Also können wir die Welt nicht retten, indem wir nach den Regeln spielen. Aber wenn die Regeln geändert werden müssen, muss sich alles ändern. Und es muss heute beginnen. Ich danke euch.

Ihre Rede auf Englisch:

When I was about 8 years old I first heard about something called climate change and global warming. Apparently that was something we humans had created by our way of living. I was told to turn off the lights to save energy and to recycle paper to save ressources. I remember thinking that it was very strange that humans who are an animal species among others could be capable of changing the earth’s climate. Because if we were and if it was really happening we wouldn’t be talking about anything else. As soon as you turned on the TV everything would be about that. Headlines, radio and newspapers – you would never hear or read about anything else. As if it was a world war going on. But no one ever talked about it. If burning fossil fuels was so bad that it treatened our very existence how could we just continue like before? Why were there no restrictions? Why wasn’t it made illegal? To me that did not add up. It was too unreal.

So when I was eleven I became ill. I fell into depression, I stopped talking, and I stopped eating. In two months I lost about ten kilos of weight. Later on I was diagnosed with Asperger Syndrome, OCD and selected mutism. That basically means that I only speak when I think it’s necessary. Now is one if these moments.

For those of us who are on that spectrum almost everything is black or white. We are not very good at lying and we usually don’t enjoy participating in the social games that the rest of you seems so fond of. I think in many ways we autistics are the normal ones and the rest of the people are pretty strange, especially when it comes to the sustainability crisis where everyone keeps saying that climate change is an existential threat and the most important issue of all. And yet they just carry on like before.

I don’t understand that because if the emissions have to stop then we must stop the emissions. To me that is black or white. There are no gray areas when it comes to survival. Either we go on as a civilization or we don’t. We have to change.

Rich countries like Sweden need to start reducing emissions by at least 15 % every year. And that is so that we can stay below the two degree warming target. Yet as the IPPC have recently demonstrated aiming instead of 1,5 degrees celsius would significantly reduce the climate impacts. But we can only imagine what that means for reducing emissions.

You would think the media and our leaders would be talking about nothing else. But they never even mention it. Nor does anyone ever mention the green house gases already locked in the system. Not that air pollution is hiding a warming so that when we stop burning fossile fuels we already have an extra level of warming perhaps as high as 0,5 to 1,1 degrees celsius. Furthermore does hardly anyone speak about the fact that we are in the midst oft he sixth mass extinction with up to 200 species going extinct every single day; that the extinction rate is today between one thousand and ten thousand times higher that what is seen as normal. Nor does anyone ever speak about the aspect of equity or climate justice clearly stated everywhere in the Paris Agreement which is absolutely necessary to make it work on a global scale. That means that rich countries need to get down to zero emissions within six to twelve years with today’s emissions speed. And that is so that people in poorer countries can have a chance to highten their standards of living by building the infra structure that we have already built such as roads, schools, hospitals, clean drinking water, electricity and so on. Because how can we expect countries like India or Nigeria to care about the climate crisis, if we who already have everything don’t care a second about it or our actual commitments to the Paris Agreement.

So: Why are we not reducing our emissions? Why are they in fact still increasing? Are we knowingly causing a mass extinction? Are we evil? No, of course not. People keep doing what they do because the vast majority doesn’t have a clue about the actual consequences of our everyday life. And they don’t know the rapid changes required. We all think we know and we think everybody knows but we don’t. Because how could we? If there really is a crisis and if this crisis was caused by our emissions you would at least see some signs; not just flooded cities, tens of thousands of dead people and whole nations levelled to piles of torn down buildings. You would see some restrictions. But no. And no one talks about it. There are no emergency meetings, no headlines, no breaking news, no one is acting as if we were in a crisis. Even most climate scientist and green politicians keep on flying around the world, eating meat and dairy.

If I live to be one hundred I will be alive in the year 2103. When you think about the future today you don’t think beyond 2050. By then I will, in the best case, not even have lived half of my life. What happens next? In the year 2078 I will celebrate my 75th birthday. If I have children or grandchildren maybe they will spend that day with me. Maybe they will ask me about you, the people who were back in 2018. Maybe they will ask why you didn’t do anything while there was still time to act. What we do or don’t do right now will affect my entire life and the lifes of my children and grandchildren. What we do or don’t do right now, me and my generation can’t undo in the future.

So when school started in August this year I decided that this was enough. I sat myself down on the ground outside the Swedish parliament, I school striked for the climate. Some people say that I should be in school instead, some people say that I should study to become a climate scientist so that I can solve the climate crisis. But the climate crisis has already been solved. We already have all the facts and solutions. All we have to do is to wake up and change. And why should I be studying for a future, that soon will be no more? When no one is doing anything what so ever to save that future? And what is the point of learning facts in this school system when the most important facts given by the finest science of that same school system clearly mean nothing to our politicians and our society?

Some people say that Sweden is just a small country and that it doesn’t matter what we do. But I think if a few children can get headlines all over the world just by not going to school for a few weeks imagine what we could all do together if we wanted to.

Now we are almost together at the end of my talk. And this is when people usually start talking about hope, solar panels, wind power, circular economy and so on. But I am not going to do that. We had thirty years of pep talking and selling positive ideas. But I am sorry, it doesn’t work. Because, if it would have, the emissions would have gone down by now. They haven’t.

And yes, we do need hope. Of course, we do. But the one thing we need more than hope is action. Once we start to act hope is everywhere. So instead of looking for hope look for action. Then, and only then, hope will come. Today, we use 100 million barrels of oil every single day. The only politics to change that – there are no rules to keep that oil in the ground. So we can’t save the world by playing by the rules. Because if the rules have to be changed everything needs to change. And it has to start today. Thank you.

Interdisziplinäre (Change)Maker* treffen sich Pfingsten zu einem dreitägigen ZukunftsLabor. Die Akteure des gesellschaftlichen Wandels vergleichen ihre Positionen, Ideen und Praktiken, um ein l(i)ebenswertes Zukunftsbild zu entwickeln. Arbeitsteilig kooperativ kann diese Zukunft gelingen und gemeinsam vor Ort gefeiert werden.

*makers4humanity (m4h) sind Macher*innen, die gemeinwohlorientiert an Teillösungen für ein dauerhaft gutes Leben auf dem Planeten arbeiten und ihre Lösungen teilen, um die Vision gemeinsam zu realisieren.

Das makers4humanity-Lab (m4h-Lab) ist ein Treffen der Akteure und Freunde des Wandelbündnisses, ein jährlicher Meilenstein, damit sie einander unter dem Aspekt des „Tuns“ physisch treffen, austauschen und kennenlernen können. Vor Ort werden Wandelallianzen geschmiedet, IT-Plattformen gebildet, gemeinsame Nutzen ausgelotet und Kulturtechniken live erprobt. Weiterlesen

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: So kann es nicht weitergehen. Die Meeresspiegel steigen, und die Angstspiegel steigen.

Aus aller Welt flüchten Menschen in Länder, in denen sie hoffentlich überleben können. Und aus dem CDU-CSU-SPD-Mainstream fliehen Menschen in zwei Richtungen: in Gedankenwelten, die nicht rund, sondern rechteckig sind und wo Sicherheit durch Schwarz-Weiß-Denken geboten wird; und in Geisteswelten, wo man weiß, dass man neuen Herausforderungen der Zeit nicht mit alten Rezepten begegnen kann. Wo man weiß: eine große sozial-ökologische Wende steht an; nicht nur hier bei uns, sondern tatsächlich auf globaler Ebene. Und wir alle wollen das Unsere dazutun, dass sie geschehen kann.

Dazu gehört auch, das Angst-Gedankengut der – kein Wunder – erstarkenden politischen Rechten letztlich überflüssig zu machen. Solidarität ist eine unglaublich schöne, menschliche, vermutlich sogar genetisch verankerte Fähigkeit, die mit nationalem Denken nichts zu tun hat. Und Solidarität für Menschen, denen es nicht gut bzw. denen es schlecht geht, ist unsere Aufgabe. Dazu gehören übrigens auch viele Menschen in Deutschland, die von den Altparteien als quasi politischer Abfall behandelt wurden.

Heinz Ratz, bekannter Liedermacher mit einem großen Herzen für menschliche Nöte, hat kürzlich eine Kampagne gestartet, die wir gerne unterstützen wollen: 1 Million gegen Rechts. Und damit ist nicht gemeint „gegen Menschen“, sondern gegen ein Denken, das die Probleme auf unserem Planeten weiter verschärfen wird.

Von 26.-28. Oktober trafen sich 25 Frauen und Männer aus den unterschiedlichsten Organisationen, um die Grundlagen für ein Wandelbündnis zu legen, also einer verbindlichne Struktur, die möglichst viele Akteur/innen des sozialökologischen Wandels miteinander verbindet.

Dank des Willens aller, sich zusammenzutun und die gemeinsame Sache zu befördern, haben wir es in zwei Tagen geschafft, ein umfangreiches “Memorandum of Understanding” zu unterzeichnen. Am Sonntag, 2 Minuten nach ein Uhr mittags und unmittelbar vor dem gemeinsamen Mittagessen in der Gemeinschaft Sulzbrunn, hatten wir das Papier unterschriftsreif. Hier findet Ihr das vollständige Memorandum.

Alle Menschen und Organisationen, die Lust haben, sich aktiv am Einigungsprozess – der unbedingt auf Augenhöhe stattfinden soll – zu beteiligen, sind eingeladen, sich ans Orgateam zu wenden (events@frekonale.org).