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Der Futurist Duane Elgin hat beobachtet, dass der soziale und kulturelle Wandel von den Geschichten abhängt, an die wir glauben und in denen wir uns heimisch fühlen – Geschichten, die uns entweder erstarren lassen oder neue Antworten auf unsere planetarische Notlage auslösen können. Elgin berichtet, dass die Antworten der Menschen auf die Frage, wie sie die Zukunft wahrnehmen, bezeichnend sind. “Viele Leute meinen: ‚Wir werden gegen die Wand fahren‘“, sagt er. “Die Menschen haben eine sehr reduzierte, verarmte und erschreckende Sicht auf unsere gemeinsame Zukunft. Als Folge davon ziehen sich viele zurück, leben in der Gegenwart und ignorieren die Zukunft. Und wenn sie sie nicht verleugnen, sind sie oft verzweifelt.”

Aus diesen Antworten ergeben sich zwei Geschichten. Die eine ist “Es wird nicht passieren”, was uns erlaubt, so weiterzuleben, wie bisher. Die andere ist: “Es wird so kommen und wir können nichts dagegen tun”, was letztendlich zum selben Ergebnis führt – Untätigkeit – und auch zu Depressionen. Obwohl der Zusammenbruch und Wiederaufbau von Zivilisationen im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder stattgefunden haen, ist die Welt jetzt ein integriertes System (geologisch und soziologisch) – also werden wir gemeinsam aufsteigen oder untergehen, je nachdem, wie wir reagieren. “Wir brauchen eine Geschichte, die uns alle in eine vielversprechendere Zukunft führt”, sagt Elgin. “Aber was kann das für eine Geschichte sein?”

Elgin argumentiert, dass die Klimakrise nicht eine solche Geschichte ist. Die Krise selbst muss kontextualisiert und in eine andre Geschichte eingebettet werden, um uns Menschen eine Möglichkeit zu geben, unsere Vorstellungskraft und Energie zu koordinieren und zusammenzuhalten. “Die Klimakrise ist grundsätzlich eine Kommunikationskrise”, sagt er. “Wir werden den Klimawandel und die damit verbundenen Krisen nicht bewältigen, wenn wir nicht beginnen, effektiver zu kommunizieren. Ich denke, aus diesem Grund ist eine Story hilfreich.” Elgin bietet mehrere übergreifende Erzählungen, die für die Realität des Klimawandels und die anderen, ineinandergreifenden Spannungen und Krisen einen Raum halten können:

Die Menschheit wird erwachsen. Wir sind in unserer Jugend als Menschheitsfamilie. Wir sind rebellisch und rücksichtslos, unser Denken ist kurzfristig, unser Appetit groß und unser Verhalten impulsiv. Wir Erwachsenen erinnern uns alle daran, wie schwierig diese Passage in unserem eigenen Leben war – es ist eine Einweihung, die die meisten für sich selbst leisten müssen, weil unsere Kultur uns keine Anleitung gibt, damit wir diesen Übergang vom Kind zum Erwachsenen bewältigen können. Stellen Sie sich also unsere gesamte Spezies von 7,7 Milliarden Menschen vor, die versuchen, diesen Initiationsritus ohne Führung durchzuführen.

Das globale Gehirn erwacht. Mehr als drei Milliarden Menschen haben heute Zugang zum Internet, und in den nächsten Jahren werden es fünf Milliarden sein. Das gibt uns eine außergewöhnliche Kommunikationsfähigkeit. Es ist ein bemerkenswerter Zufall, dass wir, während wir uns in diesem Übergang befinden, neue Wege entwickeln, um zu kommunizieren, ein kollektives Verständnis zu entwickeln und das menschliche Bewusstsein zu teilen. Das ist neu in der Geschichte der Menschheit. Die ganze Welt wird in dieses kommunikative Netz eingewoben. Was kann passieren, wenn dieses “globale Gehirn” bewusster und selbstbewusster wird?

Dies ist die Zeit einer planetarischen Geburt. Wie die Wehen einer Frau ist dieser Prozess schmerzhaft, erschreckend, schwierig und unberechenbar. Erstaunlicherweise wartet auf der anderen Seite dieses Schmerzes und dieser Wehen neues Leben! Was wir jetzt sehen, sind die Geburtswehen einer neuen planetarischen Zivilisation. Wie können wir diesen Geburtsvorgang begleiten? Wie können wir die Absicht im Auge behalten und in die kommende neue Lebenswelt “hineinleben”?

Aus Terry Patten, A New Republic of the heart – An Ethos for Revolutionaries, ISBN 978-1-62317-047-9

[Übersetzung: Bobby Langer]

Vom Kapitalismus lebt vor allem das Kapital gut.

von Ursus Schwarz, Neuseeland

Der neoliberale Kapitalismus ist auch bekannt als Globale Supergigantische Mega-Maschine. Wir können beobachten, wie die Mega-Maschine unseren Planeten ziemlich schnell auffrisst. Dafür gibt es wissenschaftliche Beweise! Und wir können das ja auch selber zweifelsfrei beobachten. Das macht natürlich Angst macht, löst Depressionen aus und ist schlicht und erschütternd ein unglaublicher Wahnsinn. Deshalb droht die Gefahr der Verdrängung. Doch wir wollen es eben nicht verdrängen, sondern ganz bewusst anschauen. Wir wissen, das wir nur dann eine Chance haben, wenn wir genügend Bewusstsein und Erkenntnis da hineinbringen. Ja darin liegt sogar der größere und höhere Sinn des ganzen Wahnsinns: Dass wir nun sehr schnell bewusst werden, aufwachen und handeln. Weiterlesen

«Unser Beitrag zum Wandel ist es, uns zu verteidigen. Gegen große Unternehmen und Investoren aus aller Welt. Sie wollen Wasser als Ware behandeln und Energie daraus produzieren. Dabei ist Wasser für alle da. Wir brauchen es zum Leben. Die Flüsse sind die Adern des Planeten Erde. Wie die Venen sind sie verbunden mit dem Herzen. Zerstören wir die Flüsse, zerstören wir das Herz». MEHR

Aber gilt das auch umgekehrt?

Ein Satz von Adorno, der mich seit geraumer Zeit umtreibt. Ich beispielsweise lebe in der BRD, in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, bin Rentner, meine Frau arbeitet in einem Pharmaunternehmen, ich fahre Motorrad und privat nutzen wir ihren Dienstwagen. Wir wohnen in einem kleinen Reihenhaus, gemietet, haben hier auf dem Gelände Freunde gefunden und sind sozial recht gut vernetzt.

Also alles auf Grün? Lese ich Adornos Satz, dann kommt als Antwort auf diese Frage ein klares Nein. Weiterlesen

time for change

Hunderttausende von Menschen arbeiten weltweit an einer neuen Aufklärung, die alles Handeln dem Primat des Planeten Erde unterstellt.

Von Bobby Langer

Ich bin erkältet. Banal, es ist der 18. Februar 2018, es hat minus 4 °C. Da darf man ruhig mal erkältet sein. Wenn ich huste, quietscht die Lunge ein wenig und irgend etwas schmerzt zwischen Brustbein und Kehlkopf. Wie unangenehm, wie lästig. Und doch: Nächste Woche um diese Zeit werde ich wieder gesund sein. Hoffnung ist doch etwas Feines.

Vom Elfenbeinthron geschubst

Erkältet kommt von dem Kältegefühl, das sich bei einer Erkältung vermehrt einstellt. Auch meine Seele und mein Geist sind erkältet, schon lange, mindestens seit 1972. Damals stand ich kurz vor dem Abi. Der Club of Rome hatte die „Grenzen des Wachstums“ in St. Gallen vorgestellt und meinen akademisch justierten Pennälergeist von seinem Elfenbeinthron geschubst. Weiterlesen

Viele von Euch werden den Namen Joana Macy kennen, aber viele eben auch nicht (mehr zu ihr unter https://en.wikipedia.org/wiki/Joanna_Macy). In Deutschland verbinden wir sie vor allem mit dem Begriff Tiefenökologie. Dessen Wesensgehalt ist das tiefere Verständnis der Tatsache, dass wir nicht in einer Umwelt, sondern einer Mitwelt leben. In unserer – noch bis vor kurzem geltenden – „mittelalterlichen“ Naturanschauung stand der Mensch im Zentrum und die Welt (und somit auch die Natur) drehte sich „um“ ihn, die „Umwelt“ eben. Und an der durfte er sich grenzenlos bedienen, als sei sie nur für sein unersättliches Ego erschaffen worden.

Neue kopernikanische Wende

Mit zunehmendem Bewusstsein über die tiefen Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Natur wird deutlich, dass unsere Zivilisation eine neue kopernikanische Wende braucht. Weiterlesen

Gemeinsam vom Bach zu Strom

Alles ist in Gefahr, doch erst wenig ist verloren. Die Welt ist voller Menschen und Initiativen, die gemeinsam nach Lösungen, nach Rettung suchen: durch reduzierten, nachhaltigen Konsum, durch Verzicht, durch achtsame Ernährung, durch Umorientierung im Lebensstil, durch Umdenken, durch technische Lösungen, durch empathische Kommunikation, auf spirituellen Wegen, durch Leben in Gemeinschaft.

Aus Hunderttausenden kleiner Erd- und Felsspalten überall auf der Welt sickert Wasser hervor, hier ein Rinnsal, dort eine kräftige Quelle. Jedes noch so leise Glucksen erzählt von der geschwisterlichen Vision, vom großen, gemeinsamen Meer. Doch all diese Wässer wollen erst zu einem Bach, dann zu einem Fluss und zu einem Strom werden dürfen. Je mehr ineinanderfließen, desto stärker wird die Strömung, desto wahrscheinlicher wird unser Erfolg.

Unsere Aufgabe ist deshalb: Lauschen, lauschen, lauschen, jedes Glucksen in uns und um uns herum vernehmen, die Wässer nicht trennen oder ihnen Barrieren bauen; ihnen vielmehr Betten bahnen, damit sie zusammenfließen, ineinanderströmen und sich stärken können, auf dass aus dem Bach ein mächtiger Strom werde. Wir alle wollen zum Meer. Gemeinsam schaffen wir das. Wir sind viele.

Menschen, die sich auf vielfältige Weise für eine bessere Welt einsetzen, gibt es mehr, als man denkt. Sie leben verstreut. Man sieht sie selten, und sie sind eher leise. Ihr Handeln ist von einer Sehnsucht und Vision getragen. In unzähligen Nischen der Gesellschaft setzen sie Impulse, das Leben gesünder, sozialer, gerechter und nachhaltiger zu machen. Oft sind es Pioniere, deren Wirken kaum jemand wahrnimmt.
Was sie verbindet, ist die Einsicht, dass sich etwas in unserer Einstellung und Ausrichtung wandeln muss, weil das Bestehende in mancherlei Hinsicht in eine Katastrophe führt. Sie kämpfen nicht dagegen an, sondern gehen kreative Wege, veranschaulichen mit ihrem Tun, dass eine bessere Welt möglich ist. Aus diesem Streben ist ein Begriff entstanden, der dieser gesellschaftlichen Bewegung einen Namen gibt: die Kulturkreativen. Es sind alle Akteure der Wandelbewegung, die als Denker und Künstler, Gärtner und Bauern, Handwerker, Tüftler und Programmierer, Erfinder und Soziologen, Selbstversorger und Ingenieure am „Großen Wandel“ arbeiten.
Die ökoligenta ist nicht bloß eine Messe, auf der sich ökologische und am Gemeinwohl orientierte Produkte präsentieren. Sie ist gleichermaßen eine Plattform, ein Raum, in dem Austausch und Begegnung stattfinden, der das Bewusstsein stärkt, dass wir viele sind, die an eine bessere Welt glauben und begonnen haben, diesen Wunsch in ihrem Lebensfeld umzusetzen.
Die ökoligenta bietet eine bunte Bühne vor der eindrucksvollen Kulisse des Wasserschlosses Wülmersen, wo sich – mitten in Deutschland – Alt und Neu zu einer Einheit verbinden. Besucher erhalten Einblick in das Wirken eines neuen Paradigmas, das auf soziales Gemeinwohl im Einklang mit der Natur ausgerichtet ist. Ein Fest der Inspirationen und ein Treffpunkt für alle, die für den kulturellen Wandel konkret etwas unternehmen wollen. Die Begriffe „degrowth“ und „Postwachstums-Ökonomie“ beschreiben den Weg der nächsten Jahre.