Schoki für ein langes Leben

Schokofans sollten sich auf dunkle Schokolade konzentrieren

Was gesund ist, kann nicht schmecken, sagt das Vorurteil. Schokolade ist das beste Gegenbeispiel. Vielen Figurbewussten gilt sie als ungesund. Doch von den Märchen über Schokolade, die im Umlauf sind, stimmt nicht einmal die böse Mär von der Karies verursachenden Schokolade zu hundert Prozent.

Schokolade gegen Hunger

Tatsächlich helfen die Tannine im Kakao und das Milcheiweiß, Karies zu verhindern; ähnlich wirkt die Oxalsäure in der Schokolade, indem sie die Säurebildung im Speichel vermindert. Und den Beweis, Schokolade verursache Hautprobleme oder Migräne, sind Wissenschaftler bis heute schuldig geblieben. Nur das Dickmacher-Argument bleibt. Aber Kalorien machen weder krank noch dick, solange sich ihre Menge im Rahmen hält. Und der glykämische Index von Schokolade liegt mit 70 unerwartet niedrig. Denselben Wert haben z.B. Mais, Ravioli oder Salzkartoffeln. Das heißt, der Hunger kehrt nach Schokoladengenuss bei weitem nicht so schnell wieder wie nach dem Verzehr von z.B. Pommes.

Die Dosis: sechs Gramm pro Tag

Eine im „European Heart Journal“ veröffentlichte Studie mit mehr als 19.300 erwachsenen Probanden zwischen 35 und 65 Jahren über einen Beobachtungszeitraum von mindestens zehn Jahren ergab, dass sechs Gramm dunkle Schokolade pro Tag den Blutdruck innerhalb von zwei bis drei Tagen nachweislich senken. Doch Studien werden angezweifelt. Forscher der University of Cambridge knöpften sich deshalb in einer Metastudie die wichtigsten und qualifiziertesten bisherigen Studien zum Zusammenhang von kakaohaltigen Lebensmitteln und Gesundheit vor. So gerieten über 100.000 Untersuchungsteilnehmer in den Blick, deren Kakao-Verzehr bis zu 16 Jahre lang beobachtet wurde. Ergebnis: Ein bis zu 29 Prozent geringeres Schlaganfallrisiko und eine 37 Prozent niedrigere Rate von Herzerkrankungen bei Menschen, die regelmäßig kakaohaltige Nahrungsmittel zu sich nehmen. Dabei lag der durchschnittliche Kakaoverzehr gar nicht so hoch: durchschnittlich 7,5 Gramm Schokolade pro Tag – von einer ganzen Tafel ist nirgends die Rede.

Der Grund für die segensreiche Wirkung von Kakao dürften die darin reichlich vorkommenden Polyphenole sein. Sie schützen vermutlich das Cholesterin vor Oxidation, spielen eine Rolle bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen, z.B. Herzinfarkt, und wirken sich positiv bei Altersdiabetes aus. „Durch den Konsum von dunkler Schokolade kann nicht nur der Blutdruck gesenkt, sondern auch die Insulinsensibilität verbessert werden“, erklärte zudem Claudio Ferri Ergebnisse einer Studie der Università degli Studi dell’ Aquila. Dabei konnten die Forscher beobachten, dass durch den Verzehr von dunkler Schokolade die Insulinresistenz signifikant niedriger und die Insulinsensibilität höher war, als in der Kontrollgruppe.

Je dunkler desto besser

Schokofans sollten ihren Genuss aber auf dunkle Schokolade konzentrieren. Italienische und britische Forscher berichteten nämlich im angesehenen Fachblatt „Nature“, Milch hebe den herzschützenden Effekt dunkler Schokolade wieder auf – vermutlich, indem das Milcheiweiß die Schutzstoffe in der Schokolade „schluckt“. Ganz Konsequente können auch zu veganer Schokolade greifen. Gute Produkte unterscheiden sich in keiner Weise geschmacklich von herkömmlicher Schokolade; der Hauptunterschied liegt im höheren Preis. Der spielt allerdings bei sechs Gramm täglich auch keine allzu große Rolle.

Wichtige Anmerkung zum Schluss: Die nützliche Wirkung von Kakao auf unsere Gesundheit ist sehr wahrscheinlich und wird durch unseren Glauben daran zuverlässig erhöht; zu 100 Prozent nachgewiesen wurde sie aber noch nicht; hundertprozentig ist nur der Genuss allein, schon beim Testen der besten Sorten.

Die segensreiche Wirkung der Polyphenole

Die gefäßschützende Wirkung der Polyphenole in Kakao ist vermutlich auf die Untergruppe der Flavonole zurückzuführen. Diese Pflanzenstoffe machen NO, das Stickoxid, leichter verfügbar. NO senkt den Blutdruck, indem es die Blutgefäße entspannt und erweitert. Unter der Einwirkung von Stickoxid bleiben Blutgerinnsel auch weniger leicht an der Innenwand der Gefäße hängen, so dass es seltener zu einem Blutpfropf kommt. Polyphenole außerdem das „gute“ HDL–Cholesterin und verringern das „schlechte“ LDL-Cholesterin.

Kakao und Karies

Nicht Kakao fördert Karies, sondern Zucker. Er ist der reinste Köder für Karies verursachende Bakterien. Mit seiner Hilfe bilden sie einen Zahnbelag, die Plaque, der zu Karies führt. Zucker muss dabei keineswegs besonders süß schmecken. Er gehört zu den Kohlenhydraten, und die kommen selbst in Kartoffeln oder Vollkornbrot vor; dem Streptokokkus mutans, so der wissenschaftliche Name des Karies-Bakteriums, ist es ganz egal, auf welche Kohlenhydrate es sich im Mund stürzen darf. Mit anderen Worten: Wer sich nach Kohlenhydratkonsum die Zähne putzt, hält die Bakterien in Schach und tut sich im Fall von Kakao oder dunkler Schokolade genießerisch etwas Gutes.

Kakao und Demenz

Im Jahr 2013 meldete die angesehene Harvard Medical School, ältere Menschen könnten ihre Gehirne länger gesund halten, indem sie jeden Tag Kakao trinken. Bei Personen ohne Demenz mit einem Durchschnittsalter von 73 Jahren reichten zwei Tassen Kakao pro Tag aus, um den Blutfluss im Gehirn zu verbessern. Auch in diesem Fall wurde die nützliche Wirkung mit den hohen Flavonolgehalt von Kakao in Verbindung gebracht.

Bobby Langer

Quellen: Adriana Buitrago-Lopez (University of Cambridge) et al.: BMJ, doi: 10.1136/bmj.d4488; eufic.org; focus.de; Harvard Medical School; livemint.com; reallyworks.org; spiegel.de; univaq.it; welt.de; weltderwunder.de; wikipedia; zeit.de

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